Deutsche Streicherphilharmonie

DEUTSCHE STREICHERPHILHARMONIE

Tschaikowsky, Bruckner

Barocksaal Tegernsee

09.08.2008, 20.00 Uhr

Vorbericht

Bereits zum zweiten Mal kommt das Spitzenensemble der Musikschulen ganz Deutschlands auf Einladung des „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ e. V. nach Tegernsee um im Barocksaal des ehemaligen Schlosses zu konzertieren: die Deutsche Streicherphilharmonie. Geführt von Prof. Michael Sanderling werden die 13- bis 19-jährigen Musiker diesmal mit Werken von Tschaikowsky und Bruckner auftreten. Hervorgegangen aus dem Rundfunkmusikschulenorchester der DDR wurde die Deutsche Streicherphilharmonie nach der Wiedervereinigung in die Trägerschaft des Verbandes Deutscher Musikschulen übernommen und ist seitdem das jüngste Auswahlorchester auf Bundesebene. Aus ca.1000 öffentlichen Musikschulen im ganzen Bundesgebiet ausgewählt, kommen die ca. 60 jungen Musikerinnen und Musiker, viele als Preisträger von jugend Musiziert, die ihre Aufnahme in das Orchester über ihr herausragendes Talent und erfolgreiche Auswahlvorspiele geschafft haben. Ehemalige Mitglieder sind nun in rennomierten Orchestern engagiert oder machen als Solisten Karriere. Die Deutsche Streicherphilharmonie konzertiert in ganz Europa und darüber hinaus. Sie vermittelt den jungen Musikern neue Impulse, Erfahrungen im Konzertleben, soziale Kompetenzen und Teamgeist. Geleitet wurde sie immer von nahmhaften Dirigenten - u.a. Herbert Kegel, Wolf-Dieter Haunschild, Max Pommer, Jörg-Peter Weigle, Hanns-Martin Schneidt, und seit 2003 von Prof. Michael Sanderling. Aus einer bekannten Musikerfamilie stammend, wurde dieser mit 19 Jahren Solocellist des Gewandhaus Leipzig, später des Rundfunksinfonieorchester Berlin. Als Cellist ist er in ganz Eurpoa und in den USA tätig, als Dirigent Chef der Dt. Streicherphilharmonie und des Kammerorchesters Berlin. Hinzu kommt seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt a. M.

Nachbericht

Ein bis auf den letzten Platz besetzter, berstend voller Barocksaal, empfing die Riege der jungen Musiker der Deutschen Streicherphilharmonie zu ihrem denkwürdigen Konzert in Tegernsee. Vom 9-jährigen Geiger über die kaum ihr Instrument überragende Cellistin, bis zu den jungen Erwachsenen 19- bis 20-jährigen Geiger/innen, Bratschist/innen und Kontrabassist/innen, alle ca. 50 Streicher scharten sich um ihren, über alles bewunderten Dirigenten Michael Sanderling. Tschaikowskys „Jahreszeiten“ op.37, ein Zyklus durch die zwölf Monate des Jahres füllte den ersten Teil des Programms. Deutlich war die Spielfreude, die Disziplin und die Leistung dieser jungen Musiker auf ihrem Weg in den Beruf, zu hören und zu sehen. Vor jedem Stück des Zyklus las ein Orchestermitglied ein passendes kurzes Gedicht das auf die kommende Musik einstimmte, ein auflockernder Einfall, der den jugendlichen Enthusiasmus noch bekräftigte. Kompakter, warmer Streicherklang imitierte das Aufflackern des Kaminfeuers im Januar, temperamentvoll und wogend kam der Karneval im Februar an. Melancholisch, mit Soloeinwürfen von 1.Violine und 1.Cello, erklang die g-moll Melodie des „Lied der Lerche„;dann rhythmisch läutend und zärtlich wiegend die Schneeglöckchen. Nun erwachte die Natur mit aller Kraft und die jungen Streicher gestalteten die helleren Nächte des Mai unruhig bewegt und auffordernd, die folgende bekannte „Barcarole“ mit leichten Schritten tänzelnd, den Juli klangvoll und entschlossen, den sonnensatten August kraftvoll und fanfarenartig. Das Jagdlied imitierte das leise Anpirschen und die Schüsse, das Herbstlied erklang sehnsuchtsvoll süßlich, fast schmachtend, die „Troika-Fahrt“führte munteren Schrittes zum beschwingten Abschlusswalzer der Weihnachtszeit. Alle Episoden färbte die Deutsche Streicherphilharmonie mit beeindruckenden Nuancen und Klangabstufungen, den jeweiligen Charakter treffend gesanglich und mitreißend gestaltet. Begeisterungsrufe, nicht nur seitens des Publikums, sondern auch vom Orchester selbst, erschallten für den mit delikater Genauigkeit, profunder Musizierfreude und großen Charisma leitenden Michael Sanderling. So brachte die junge Schar Elan und Heiterkeit in den Barocksaal und nahm diese auch in Bruckners Streichquartett F-Dur mit. Dieses tiefschürfendere, ausgedehnte Stück erreichte den Höhepunkt der Interpretation, nach der warmen, weiträumigen Melodik des 1.Satzes dem gespenstisch eilenden, sich zum Fortissimo steigernden Scherzo, im magisch gespannten Adagio. Ein inbrünstiges Gebet inniger Stimmung breitete sich da aus, das Herz des Stückes schlägt liebe-und hoffnungsvoll verklärt. Sanft, doch schon pochend, begann das Finale, und steigerte sich aus f-moll durch eine mehrgliedrige, kunstvolle Motivstruktur bis zum intensivsten, kraftvollen F-Dur der abschließenden Dreiklangbrechungen. Ein wahrer Triumph für dieses bewundernswertes, fröhliches Orchester welches 2 1/2 Stunden lang das Publikum in seinen Bann zog. Brahms Lied „In stiller Nacht“, die letzte Strophe leise gesummt, verabschiedete als Zugabe ein äußerst fasziniertes , begeistertes Publikum, welches dieses Konzert noch lange in Erinnerung halten wird. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung