Vorbericht
Gerade mal ein Jahr nach seiner Gründung 2008 im Konservatorium von Lyon erhielt das junge Streichquartett bereits den ersten Preis des internationalen Kammermusik - wettbewerbs von Lyon. Beim Concours International de Genève 2011 und bei den „Young Concert Artist (YCA) Auditions“ in New York 2012 gingen die vier jungen Musiker ebenfalls als Sieger hervor. Es folgten Konzerttourneen in USA, Kanada und Asien, Auftritte in Frankreich, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Schwetzinger Festspielen, dem Lockenhaus-Festival u.a. Begeisterte Kritiken heben stets die Ernsthaftigkeit, Sensibilität und Finesse ihres Spiels hervor.
In diesem Konzert erklingen Streichquartette von Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Webern, sowie Franz Schuberts großes Spätwerk, das Streichquintett op. posth. 163 mit dem französischen Cellisten Tristan Cornut, Preisträger vieler Wettbewerbe, u.a. ARD-Musik - wettbewerb 2010 und Mitglied der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.
Omer Bouchez, Violine
Elise Liu, Violine
Yung-Hsin Chang, Viola
Anthony Kondo, Violoncello
Tristan Cornut, Violoncello
Nachbericht
Ein Ensemble der Spitzenklasse im Streichquartetthimmel spielte im Barocksaal des Tegernseer Schlosses auf. Das „Quatour Hermés“, im zweiten Teil des Programms zusammen mit dem Cellisten Tristan Cornut, folgte der Einladung des „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. an den Tegernsee im Rahmen der „Tegernseer Woche für Kultur und Brauchtum“, und erweckte den Geist der Musik Mozarts, Weberns und Schuberts in dieser Königsdisziplin der Kammermusik.
Die vier Musiker Omer Bouchez, Violine, Elise Liu, Viloine, Yung-Hsin Chang, Viola, und Anthony Kondo , Violoncello, agierten als ein Klangkörper in perfekter Abstimmung, mit faszinierend elastischem Strich und emotionaler, ausgeklügelter Interpretation. Aus Mozarts erstem der „Haydn“Quartette, KV 387 in G-Dur, brachten sie auf vollkommene Art alles Strahlen, allen Geistesblitz zum Vorschein, klar und delikat im piano, wohltönend voll im forte, die rezitativischen Passagen mit feinster Diktion und elastischem Strich. Perfekte Abstimmung und musikalisches Atmen unterstrichen ihren raffinierten Vortrag und die Gefühlsschwingung zu diesem von Anmut , Schönheit und Leichtigkeit geprägtem Stück. Betörenden Kantabilität zeigten sie besonders im Andante, den die 1. Violine mit Omer Bouchez wie ein Arioso mit hinreißendem Ton führte. Im langsam startenden Finale stürzten sie sich dann mit rasanter Vehemenz in die witzige Doppelfuge und holten all ihren chromatischen Esprit heraus, wie auch die Seligkeit des akkordischen Abschluss. Im noch tonal verankerten, zu Lebzeiten des Komponisten nicht aufgeführten, „Langsamen Satz für Streichquartett“ von Anton Webern (1883-1945) aus dem Jahr 1905, erfüllte das Quatour Hermes mit intensivster musikalischer Erzählkunst die spätromantische Farbskala dieses Werkes. Mit intensiver Konzentration brachten sie die langgezogenen Melodiebögen, liessen sie sanft und fröhlich dahinschweben, die aufweckende Signalklänge, die wohlige Sanftheit mancher Abschnitte, sowie den vollen Klang aufregender Momente; die Zupfpassagen mit silberner Durchsichtigkeit in unheimlichen Pianissimo.
Schubert hat sein im letzten, von Kompositionsdrang gefülltem Lebensjahr, entstandenes Streichquintett C-Dur op.post163, D-956, selbst nie gehört. Das Quatour Hermés mit Tristan Cornut als 2.Cello, zeigte mit
tiefster Empfindungsfähigkeit und einer ungemeinen Klangpalette welch Trost und Magie dieser Musik innewohnt. Den anfänglichen C-Dur Akkord lies es eindrucksvoll bedrohlich zur nachtdunklen Dissonanz wachsen, und setzet mit diesem Einbruch des „dunklen Elements“, Dramatik und Spannung vehement in Gange. Strömender Wohlklang führte durch geschmeidige Modulationen zu einem singendem Thema, dessen Leuchtkraft vom Ensemble in sanftem Fluss gegeben wurde. Das Adagio gestalteten die 5 jungen Musiker sanft schreitend, auf der in Sekundenstufen gleitenden Melodie, die Spannung allmählich steigernd und wieder in Entrückung fallend. Das jagende Scherzo formten sie mal kraftvoll, mal leichtfüßig, sein aufforderndes Thema mitreissend, das Des-Dur Trio von expressivster Empfindung gezeichnet, dann wieder von Emphase und Triumph. Voller Lust und Lebensfreude, mit unwiderstehlicher Schwung lies das Ensemble das fast „All‘Ungherese“auftrumpfende Finale Allegretto erklingen, seine lyrischen Zwischenspiele tänzelnd ziselierend, und der rauschenden Wucht des donnernden Ende entgegenstrebend.
Kein Musikwerk konnte dazu als Zugabe dienen, und so entließen die begnadeten Musiker nach überschwänglichstem Applaus ein von Genius der Musik berührtes Publikum.
Marcus Vitolo