Drei bedeutende Werke der Streichquartettliteratur aus musikalischer Klassik, Romantik und Impressionismus präsentierte das Quatuor van Kuijk , eine Streicherformation vier junger Franzosen voller Esprit und Witz. Nicolas van Kuijk Violine, Sylvain Favre-Bulle Violine,
Grégoire Vecchioni Viola, und François Robin, Cello, schufen einen kammermusikalischen Traum von plastischem Klang zum anfassen, ein akustisches und sensitives Wunder von Gefühl, Intonation und Freiheit.
Haydns B-Dur Streichquartett Op.50, die Nr.1 der „preußischen“ Quartette, die Widmung ging an den cellospielenden König Friedrich Wilhelm, und das Cello eröffnet demonstrativ das Werk,entstand 1787 im kompositorischen Austausch mit Mozart.
Das van Kuijk Quartett folgte im Kopfsatz der kunstvollen Verarbeitung des motivischen Materials in Vollendung und zeigte ein perfektes Zusammenspiel, ließ aus der wärmenden, besinnlichen Ruhe des Siciliano-Motivs im Adagio non lento ein Augenzwinkern aufleuchten, zog sanft und elastisch durch das unschuldig-raffinierte, gegen den Takt verschoben komponierte Menuett und ging mit frischem Elan an das Finale Vivace, mit ausgefeilter Präzision und frohem Enthusiasmus den tänzerischen Rigaudon-Rhythmus nachempfindend. Elegant lies François Robin den „königlichen“, immer wieder exponierten Cello-Part klangfroh aufleuchten,
Die exotischen aber nie grellen Klangfarben Debussys einzigem Streichquartett g-moll Op. 10 standen den vier jungen Streichern wie angegossen. Traumwandlerisch zogen sie durch die gleitenden Instrumentalfarben, die orgelähnlichen Effekte, die glitzernden und aufmüpfig-ironischen Pizzicato- Passagen. Ein zuerst schwebender Klangtraum wurde das Andantino, sein Spannungsaufbau aus dem zartesten Vortrag heraus führte in den bravourös dargebotenen Finalsatz, Très mouvementé et avec passion, und Passion zeigten die vier Himmelstürmer in der Tat!
Das Streichquartett a-moll Op.41 Nr. 1, ein aus Ehrfurcht und Studium der Werke der „großen“der Streichquartettgattung wie Haydn, Mozart und Beethoven und über Mendelssohns Anregung entstandenes Stück, schrieb Schumann als Neuling dieses Genres. Das Quatuor van Kuijk tauchte mit Sensibilität und Wonne in die Fülle der Ausdrucksmöglichkeiten dieses originellen und unvergleichlichen Werkes. Gesanglich und intim trugen sie Ton und vokale Linie, die hochromantische Farbe und Dichte, die singenden Themen. Aufgeregt ließen sie das Scherzo brausen, das Cello stolz und entschlossen, hingebungsvoll und innig das Adagio sowie erfrischend bewegt, mit gelebter Detailtreue den Optimismus dieser Musik fassend und edel übertragend.
Der großen Zuneigung des Publikums antwortete das Quatuor van Kuijk mit einer fulminanten Mozart-Scherzo Zugabe in mitreißendem Tempo und beendete ein Konzert begnadet Spielender unter stürmischem Applaus.
Marcus Vitolo