Esmé Quartett

GEWINNER DES INT. STREICHQUARTETT-WETTBEWERBS LONDON 2018

Im Rahmen der Tegernseer Woche

Barocksaal Tegernsee

29.09.2019, 19.30 Uhr

Vorbericht

Esme Quartett
Wonhee Bae, Violine, Yuna Ha, Violine,Jiwon Kim, Viola,Ye-Eun Heo, Violoncello
Das Esmé Quartet machte sich im April 2018 mit dem 1. Preis und vier weiteren Sonderpreisen beim Londoner Wigmore Hall Streichquartett-Wettbewerb auf sich aufmerksam. Zuvor erhielt das Esmé Quartet den 3. Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Trondheim 2017 und den Publikumspreis beim Irene-Steels Wilsing Streichquartettwettbewerb im Januar 2018.Zu den jüngsten Auftritten der jungen Musikerinnen gehören Auftritte in St. Martin in the Fields (London), dem Arp Museum Remagen, dem Kunstmuseum Villa Zanders und beim NDR. Das Esmé Quartet nahm an der Pro Quartet Academy und am Jeunesses Musicales International Chamber Music Campus Weikersheim 2017 teil.Zukünftige Auftritte und Engagements beinhalten u.a. ein Konzert im Flagey (Brüssel) im Rahmen des Musiq3 Festivals 2018, bei Classic Esterhazy Eisenstadt sowie ein Konzert in der Wigmore Hall 2019, ein Debütkonzert beim Lucerne Festival 2019, sowie Tourneen durch Großbritannien, Italien. Außerdem wurden sie für Residenzen beim Festival d’Aix en Provence 2018 und an der Internationalen Streichquartettakademie von Montreal 2018 eingeladen.Das Esme Quartet wurde 2016 von vier befreundeten Musikern an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln gegründet.Künstlerische Inspirationen erhielten die Musiker in Meisterkursen bei Günter Pichler (Alban Berg Quartett), Eberhard Feltz, Andraś Keller, und Jonathan Brown (Cuarteto Casals). Zurzeit vervollständigt das Esmé Quartet seine Studien an der Musikhochschule Lübeck bei Heime Müller, dem früheren Geiger des Artemis Quartetts.

Nachbericht

Ein Ensemble von seltenem Klangzauber bescherte dem Publikum des fast vollbesetzten Tegernseer Barocksaals einen Kammermusikabend höchster Güte. Das Esmé Quartett, dessen Name in altfranzösischer Form „geliebt“ oder „geschätzt“ bedeutet, spielte für die Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ im Rahmen der „Tegernseer Woche“. Die vier jungen Musikerinnen aus Korea, Wonhee Bae, Violine, Yuna Ha, Violine, Jiwon Kim, Viola, und Ye-Eun Heo, Violoncello, an der Hochschule für Musik und Tanz Köln ausgebildet, spielten wie aus einem Guss, beseelt und meisterhaft, in vollendeter Klanggebung.

In seinen zwei Quartetten op.77 zeigt Joseph Haydn 1799 nochmal sein ganzes Kammermusikalisches Können, schließt ein Jahrhundert ab und lässt in die Zukunft der Streichquartettgattung blicken.

Das Esme´nahm im Streichquartett op.77 Nr.1 in G-Dur, die Eleganz dieser Musik auf, erfreute sich am leichten Marsch des Allegro moderato und seinen zahlreichen Ideen, den Stimmdialogen und den virtuosen Soli. Als eine Arie für Sopran und Bass gestalteten sie das romantisch vorausweisende Adagio, mit Entschlossenheit und Vorwärtsstreben das Menuetto mit seinem brausenden und wild tänzelndem Trio. Haydns Fantasie ließen die vier Musikerinnen immer wieder auch im Finalsatz aufblitzen, dessen komplexe Struktur mit Witz und Elan herauskehrend.

Frank Bridges Novelletten H 44 von 1904, drei kürzere Stücke im Schumann-Stil des englischen Komponisten, berührten mit zarter und bewegter Gestaltung im Andante moderato, mit dem Wechsel von Witz im raschen Spaß-Pizzicato und Dramatik im Presto. Ungeheure, faszinierende Klang-Intensität erstrahlte im abschließenden Allegro vivo.

Schuberts letztes Streichquartett entstand in nur 11 Tagen, nachdem sich Schubert von der Ergriffenheit und Bestürzung die ihm 2 Monate zuvor bei der Uraufführung Beethovens Streichquartett op. 130 erfasste, erholt hatte. Das Esmé Quartett spielte diese die Konventionen sprengende Musik mit überwältigender Wirkung. Ständiger Wechsel ist der Leitfaden dieses Werkes, und die dadurch entstehende Spannung zwischen Dur und Moll, lyrisch und dramatisch, bauten die vier Musikerinnen mit Hingabe und Raffinesse aus. Im Andante con moto erklang betörend das Klagelied des Cello, von plötzlichen Kulminationen unterbrochen, von sich wieder aufbauender Opern-Dramatik bedroht. Die schemenhaft hüpfende Musik des Scherzo gaben sie lebhaft wieder und das trügerische Wiegenlied des Trios mit sanfter Idylle. Beeindruckend arbeiteten sie mit dem Anschwellen und abschwellen des Klangs im Allegro assai, ein atemberaubender, präzise ausgearbeiteter Effekt mit dem die jungen Musikerinnen die dem Satz innewohnenden Emotionen und klanglichen Facetten in seinem unablässigen Drang offenbarten.

Gewaltiger, lang anhaltender Applaus zeugte von der Begeisterung des Publikums: Das Esmé Quartett bedankte sich mit Koreas Arirang, ein Volkslied das in vielen Fassungen existiert, hier berührend von Violinen, Viola und Cello gespielt.

Marcus Vitolo


Ulli und Uwe Kai Stiftung