Hyelee Kang, Klavier, Teilnehmerin Chopin-Wettbewerb 2021 Warschau

HYELEE KANG, KLAVIER, TEILNEHMERIN CHOPIN-WETTBEWERB 2021 WARSCHAU

Chopin

Barocksaal Tegernsee

05.06.2021, 19.30 Uhr

Vorbericht

Hyelee Kang wurde 1993 in Suwon, Südkorea, geboren und erhielt mit fünf Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Ab 2009 studierte sie an der renommierten Sunwha Arts Highschool, wo sie das Top Student Concert im Universal Art Center spielte. Von 2012 bis 2016 absolvierte sie ein Bachelorstudium an der Yonsei University in der Klasse von. Prof. Yoo. Sie gewann schon seit 2001 diverse Preise, u.a. beim Eumyoun Piano Competition und beim Korea Chopin Piano Competition. 2014 beim koreanischen Liszt-Wettbewerb und beim Josun International Music Wettbewerb. Innerhalb Koreas spielte sie u. a. 2015 das Graduation Concert in der Yonsei University anlässlich ihres Bachelorabschlusses und sammelte auch Erfahrung als Kammermusikerin durch Auftritte mit dem Ensemble „Y us“ und dem Bläserquintett „Petit Vent“. Im Wintersemester 2016/17 nahm Hyelee Kang ein Masterstudium an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in der Klasse von Prof. Gerald Fauth auf und ist seit Oktober 2019 dort als Meisterklassenstudentin immatrikuliert. Im Studienjahr 2016/17 wurde ihr ein Exzellenz-Stipendium der Stiftung Elfrun Gabriel zugesprochen, 2017 und 2019 wurde sie bei der Internationalen Klavierakademie Murrhardt mit dem Publikumspreis für die jeweils beste Interpretation des Abschlusskonzertes geehrt. Hyelee Kang wird in ihrem Studium dankenswerterweise durch den Tegernseer Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V.,sowie durch private Spender unterstützt.


Nachbericht

Kz Kr Fk 5.6.2021 Hyelee Kang


Viele konnten es gar nicht erwarten, frühzeitig traf das Publikum ein, die Flure des Gymnasiums füllten sich lange vor Konzertbeginn. Man spürte, trotz Masken und Abstandsregeln, die frohe, hoffnungs- bis wehmutsvolle Atmosphäre, den Willen die Monate des Pandemie bedingten Stillstands zu durchbrechen. Die Freude an der Musik und dem Genuss des realen Konzertes sowie das Wiedersehen unter Freunden der Klassik trug den im Barocksaal des Tegernseer Schlosses in der Reihe „Podium für junge Solisten“stattfindenden Klavierabend der Pianistin Hyelee Kang.

Die 1993 geborene, vielfach ausgezeichnete und konzerterfahrene Pianistin Hyelee Kang bot in Tegernsee einen reinen Chopin-Klavierabend. Seit 2016 studiert sie im Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig bei Prof. Gerald Fauth und wird von der Stiftung Elfrun Gabriel gefördert.

Kang wird Mitte Juli bei der Vorauswahl des Internationalen Chopin Wettbewerb in Warschau unter ca. 160 Teilnehmern antreten, aus ihrer Heimat Süd-Korea nehmen 15 Pianistinnen und Pianisten teil, die höchste Teilnehmerzahl hat Japan mit 31, Deutschland ist mit 2 Künstlerinnen am Start, Katharina Hack und Anke Pan.

Hyelee Kangs Chopin-Programm steigerte sich von den „kleineren“ Klavierwerken zu den größeren

Formen, von Nocturne über Mazurken, Scherzo und Polonaise zur letzten Sonate des polnischen Meisters. Das c-moll Nocturne op.48 Nr.1 eröffnete mit getroffenem deklamatorischen Gestus ihr Recital. Sie nahm den balladesken, in Spannung aufklingenden Charakter des Stückes mitfiebernd auf und führte leidenschaftlich bis zur final eruptiven Passion des letzten Abschnitts , die letzten Klänge wie sich auflösender, entschwindender Rauch. Sensibel und leichtfüßig nahm Hyelee Kang die folgenden Mazurken, op. 59,2 und op. 24,2. Feingliedrig und gesanglich gestaltete sie den kompositorisch reifen As-Dur Tanz in seinem chromatischen Farbreichtum, zärtlich und mit fliegender Anmut die verspielte Quirligkeit der Mazurka in C-Dur.

Bei Chopins Scherzo b-moll op.31,2 führte sie kongenial erzählend die „Con anima“-Melodie, zog es aber vor das Feuer der Fortissimo Ausbrüche nicht gänzlich zu entfachen. Die Entfaltung der vital brillant-heroischen Spannung der As-Dur Polonaise op.53 wurde durch die Suche nach elegischem Vortrag in einem von martialischer Stimmung geprägten Stück, die nur in den retardierenden, gesanglichen Takten des nocturnhaften Übergangs nach der Oktaven-Kavalkade Heimat findet, immer wieder gebremst. Das furiose Finale gelang mit hingebungsvollem Schwung.

In der Sonate h-moll op.58 fand Hyelee Kangs kultivierte Spielart zu interpretatorischer Tiefe und Leidenschaft, die lyrischen Themen in ihrer betörenden Schönheit auskostend sowie das Perlen des Scherzos, das Largo in breitem, träumerischen Gesang, und der Glanz des Rondo-Finales zu mitreißendem Abschluss. Wiederholt lang anhaltender Applaus belohnte Hyelee Kang mit Chopins musikalisch reichstem Walzer As-Dur op.42 sowie der subtil ausgesponnenen, erzählenden Tones gespielten Mazurka op.33,4. Ein spannender Abend , dem hoffentlich noch viele folgen werden.


Marcus Vitolo


Ulli und Uwe Kai Stiftung