Barocksaal Tegernsee
26.05.2022, 19.00 Uhr
Der in Berlin lebende japanische Violinist Seiji Okamoto wurde 1994 geboren und begann im Alter von drei Jahren mit dem Geigenspiel. Zunächst studierte er an der Tokyo University of the Arts bei Kimiko Nakazawa, Gérard Poulet und Kazuki Sawa. Anschließend absolvierte er ein Masterstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Antje Weithaas. Seit 2019 perfektioniert er sein Können an der
Kronberg Academy als Professional Studies Student ebenfalls bei Antje Weithaas.Der Geiger wurde zu Auftritten bei renommierten Musikfestivals wie dem Bachfest Leipzig (2015), La Folle Journée au Japon (2015, 2017), dem Musica Mundi Festival (2017) und dem Kronberg Academy Festival (2019) eingeladen. Als Solist konzertierte er mit namhaften Orchestern wie dem MDR-Sinfonieorchester, dem Saint-Petersburg State Academic Symphony Orchestra, dem Belgian National Orchestra, dem Orchestre Royal de Chambre de Wallonie und dem Yomiuri Nippon Symphony
Orchestra. Als erster asiatischer Gewinner in der Kategorie Violine des Int. Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs in Leipzig errang Seiji Okamoto 2014 den 1. Preis und den Publikumspreis. Im Jahr 2016 wurde er mit dem 2. Preis bei der 15. International Henryk Wieniawski Violin Competition in Polen und mit dem 6. Preis bei der 6. Sendai
Int. Music Competition in Japan ausgezeichnet. Zudem wurde er 2019
Preisträger der Queen Elisabeth Competition in Brüssel. Beim 70. Int.
Musikwettbewerb der ARD München 2021 gewann er den 1. Preis und den Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition.
David Salmon, geboren 1991 in Frankreich, und Manuel Vieillard, geboren 1992 in Frankreich, fanden während ihres Studiums am Conservatoire à RayonnementRégional de Paris als Geister Duo zusammen. Die solistische Ausbildung erhielt Vieillard an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Salmon am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris. Beide absolvierten ihr Studium mit Auszeichnung.Ihr Klavierduo-Studium begannen sie zunächst in Paris bei Emmanuel Strosser und
Claire Désert. Derzeit studieren sie als Postgraduates an der Universität Mozarteum Salzburg beim renommierten Klavierduo Tal & Groethuysen.Aufgrund seiner großen Begeisterung für zeitgenössische Musik wurde das Geister Duo ausgewählt, an der Académie musicale de Villecroze für Musik des 20. und 21.Jahrhunderts unter der Leitung von Jean-François Heisser und Jean-Frédéric Neuburger teilzunehmen. Die beiden Pianisten feierten bereits ihr Debüt in der Pariser
Philharmonie. Darüber hinaus traten sie beim Festival International de la Roqued’Anthéron, bei La Folle Journée de Nantes und Les Fêtes Musicales en Touraine,beim Festival Piano en Saintonge und beim Festival Européen Jeunes Talents auf. Im Zeitraum 2021/2022 wird ihre erste CD mit Werken von Schumann, Brahms und Dvořák erscheinen.
Das Geister Duo gewann im Jahr 2019 den 1. Preis und den Publikumspreis bei der Monaco Int. Four Hands Piano Competition sowie den 2. Preis beimSchubert-Wettbewerb für Klavierduos in Tschechien. Beim 70. Int.Musikwettbewerb der ARD München 2021 wurde das Geister Duo mit dem 1. Preis,dem Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition und dem Sonderpreis »für den schönsten Reger« ausgezeichnet.
Kai Strobel, der 1992 in Deutschland geboren wurde, studiert seit 2012 Schlagwerkan der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei Leonhard Schmidinger und Bogdan Bacanu.Als Solist trat er mit den Lübecker Philharmonikern, der WürttembergischenPhilharmonie Reutlingen und dem Ensemble Asko/Schönberg auf. Er spielte CD-
Aufnahmen mit dem Wave Quartet, Thomas Leleu, Kim Barbier und mit Simon Höfeleein, welche von der Deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie Beste Kammermusik ausgezeichnet wurden.
Strobel ist Laureat der Internationalen Sommerakademie Universität Mozarteum Salzburg und trat im Rahmen der Salzburger Festspiele auf. Der 26-Jährige errangzahlreiche Preise, unter anderem den 1. Preis der TROMP Int. PercussionCompetition Eindhoven 2018 sowie den 1. Preis und den Publikumspreis bei der Percussive Linz Int. Marimba Competition 2015. Er war 2014 Semifinalist beim ARD-Musikwettbewerb und ist Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben unddes Dt. Musikwettbewerbs. Beim 68. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2019 gewann er den 1. Preis und den Publikumspreis.
Die 1993 geborene Sopranistin Anastasiya Taratorkina studierte von 2014 bis 2019 am M.I. Glinka Novosibirsk State Conservatory in Russland. Im Jahr 2020 begann sie den Masterstudiengang Oper in der Klasse von Hendrikje Wangemann an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Für ihre musikalische Weiterbildung besuchte die deutsch-russische Sängerin Meisterkurse bei Ursula
Langmayr, Dmytro Popov, Julia Novikova, Marie-Sophie Pollak und Elena Zaremba.Darüber hinaus erhielt sie verschiedene Stipendien, zuletzt das Deutschlandstipendium 2021. Anastasiya Taratorkina war Teilnehmerin des TV-Projekts „Große Oper 2019“ in Russland. Beim 70. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2021 wurde
sie mit dem 1. Preis und dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Die Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ bot ein Konzert voller Abwechslung , Spannung und Gefühlstiefe. Eingeladen nach Tegernsee, in den Barocksaal des Gymnasiums, ehem. Schloss, waren eine Reihe von Preisträgern des ARD-Wettbewerbs, das Klavier-Duo“Geisterduo“, mit den französischen Pianisten David Salmon und Manuel Vieillard, die deutsch-russische Sopranistin Anastasya Taratorkina, der japanische Geiger Seiji Okamoto, und der Schlagzeuger Kai Strobel.
Vierhändig ging es mit deutscher Romantik am Flügel los, das „Geisterduo“ holte Schuberts Ausdruckskraft und Dramatik aus dem Allegro-Satz in a-moll D 947 „Lebensstürme“. Der vom Verleger beigefügte treffende Name offenbarte seine Richtigkeit von den knackigen Anfangsakkorden an bis zur poetischen Nebenmelodie im perfektem Zusammenspiel von Salmon und Vieillard.
Französisch-spätromantisch führten die Sopranistin Taratorkina und der Geiger Okamoto, mit Pianist Manuel Vieillard durch drei Lieder dieser Stilart. Die Kombination von Violine, Gesang und Klavier gab den Werken eine besondere Klangfarbe. Die gefühlvolle Begleitung an Klavier und Violine betonte die bewegliche Weichheit und doch auch kraftvolle Stimme Taratorkinas,
in Faurés „Claire de lune“in fließender Natürlichkeit, in Saint-Saens „Le bonheur est chose légère“ Klarheit und Präzision und ästhetisch gesanglich in Duparcs „ Chanson triste“.
Kai Strobel an seinem Schlagwerk wendete die Gefühlslage : seine rhythmische Wucht mit der er Iannis Xenakis Rebonds A für solo Percussion anging, holte mit stetem Rhythmusschema aus zwei Bongos, drei Tom-Toms und zwei Bass-Drums einen packenden Drive. Am Vibraphon offenbarte er die zarteren Möglichkeiten des Schalgwerks mit Wolfgang Schlüters wogend-schlummerigen „Ballad for vibes“.
„Set of five“ von Henry Cowell,(1897-1965) dem Erfinder experimentellen Musik und Lehrer von u.a. John Cage, erklang mit Strobel, Salmon und Okamoto. Die Musik eines der ersten modernen Komponisten, der den Einsatz der Klangerzeugung innerhalb wie außerhalb der Instrumente an sich erweiterte, ertönte kontrastreich schräg und wuchs aus moderater Grundbewegung zu pulsierender Erregung.
Den magischen Moment des Konzertes gelang dem Liedgesang: kein Atemzug, kein Hüsteln brach die Spannung der Interpretation von Anastasya Taratorkina und Manuel Vieillard bei Clara Schumanns „Sechs Lieder“ op.13. Die edle Diktion und Gestik und die sanfte Sensibilität der Stimme, die vor- und nachfühlende Klavierbegleitung jedes einzelnen Liedes, schufen ein Ganzes von natürlicher Schönheit, dass die Poesie des 19. Jahrhunderts in ihrer intimen und natürlichen Aussage erleuchtete, besonders bezaubernd in „ Die stille Lotosblume“.
Geige und Klavier gaben sich dem Impetus der Romantik in Schumanns Violisonate a-moll op.105 hin : Seiji Okamoto und David Salmon musizierten leidenschaftlich, die Violine in erhabenem Klang, das Klavier temperamentvoll im ersten Satz. Das Allegretto erklang versöhnlich-gesanglich, der Schlusssatz bot wieder stürmisches, vitales Drängen .
Großer Beifall belohnte die hervorragenden, fünf jungen Interpreten - als Solisten wie auch als Ensemble - dieses außergewöhnlichen Programms voller Gefühl und Musizierfreude.
Marcus Vitolo