MICHAEL SANDERLING, VIOLONCELLO - GERALD FAUTH, KLAVIER
Brahms, Beethoven
Barocksaal Tegernsee
28.02.2004, 19.30 Uhr
Vorbericht
Der „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ lädt am Samstag den 28.Februar um 19.30 Uhr zu seinem nächsten Konzert mit einem Tegernsee-erprobten Duo im Barocksaal des Tegenseer Schlosses.
Michael Sanderling, Violoncello, und Gerald Fauth, Klavier, vor zwölf Jahren erstmals in Tegernsee als Mitglieder des „Trio ex Aequo“ zu Gast, freuen sich wieder hier zu konzertieren.
Michael Sanderling , einer Musikerfamilie entstammend, entwickelte sich zu einem der gefragtesten Cellisten der neuen Generation. Nach seinem Studium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“in Berlin und mehreren Wettbewerbserfolgen engagiert Kurt Masur den 18jährigen als Solocellisten für das Gewandhausorchester Leipzig. Als Solist gastiert Michael Sanderling bei vielen anderen weltbekannten Orchestern, z. B. dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder die Boston Symphony. Neben seinen Kammermusikalischemn Engagements spielt auch das Dirigieren ( u.a. Dresdner Philarmonie, Kölner Philarmonie ) eine immer größere Rolle. Ab 2003 ist Michael Sanderling Chefdirigent des deutschen Musikschulorchester und derzeit Dozent an der Hochschule Frankfurt/Main.
Gerald Fauth studierte bei Prof. Webersinke in dresden sowie am Moskauer Konservatorium bei Prof. Leo Wlassenko und Michail Plentjov.1987 gewann er den 1.Preis beim Maria-Canals-Wettbewerb in Barcelona, 1988 als Solist den 1. preis des 8. Internationalen Johann -Sebastian-Bach-Wettbewerbs in Leipzig. Zahlreiche Konzerte führten ihn durch Europa, Japan und Nordamerika, so war er Gast führender deutscher Orchester ( u.a. Staatskappelle Dresden, Gewandhausorchester Leipzig, Berliner Sinfonieorchester ), kammermusiklalisch konzertiert er mit bedeutenden Solisten und in unterschiedlichen Besetzungen.1992 wurde er Profgessor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und 2001 erhielt er einen Ruf an die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig.
Die beiden Musiker werden in Tegernsee mit den Sonaten für Cello und Klavier von Johannes Brahms op. 38 in e-moll und op. 99 in F-Dur sowie Beethovens Sieben Variationen über das Duett „Bei Männern welche Liebe fühlen“ aus „Die Zauberflöte“ auftreten. Marcus Vitolo
Nachbericht
Dem Publikum im Barocksaal bescherten Michael Sanderling, Violoncello, und Gerald Fauth, Klavier, eine Sternstunde der Kammermusik. Zum Konzert der Reihe „Podium für junge Solisten“ vom „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e. V. spielten die beiden Interpreten ein virtuoses, schwergewichtiges und nur mit tiefenmusikalischem Verständnis aufführbares Programm.: Brahms Sonaten für Cello und Klavier in e-moll Op.38 und in F-Dur Op. 99, sowie Beethovens Sieben Variationen über das Duett “Bei Männer welche Liebe fühlen“ aus „Die Zauberflöte“ von Mozart.
Sanderling und Fauth gaben sich im Allegro non troppo ganz dem Spannungsbogen des weit ausholenden brahmsschen Thema hin, jede Nuance aus dieser zwar teilweise elegischen aber nie gänzlich gelösten Musik herausholend: ruhig atmend zu Beginn, die drängende Lebendigkeit empfindungsreich und das lyrische Ende hingebungsvoll nachzeichnend.Das Allegretto quasi Menuetto mit seiner kontrastierenden Ausstrahlung spielten sie keck mit tänzerischem Witz, verführerisch das Trio. Im finalen Allegro, eine Tripelfuge höchsten Schwierigkeitsgrades, arbeiteten Sanderling und Fauth leidenschaftlich und souverain die herben, vollen Klangfarben und die beide Partner gegenseitige grandios aufspielende Satztechnik meisterhaft aus.
Beethoven komponierte die Sieben Variationen über „Bei Männern welche Liebe fühlen“ 1802, nach anderen Variationswerken für Klavier und Cello, in der 13jährigen Zeitspanne zwischen seinen ersten zwei Cellosonaten Op.5 und der Cellosonate Op.69 (1795-1808). Als Auflockerung zwischen den gewaltigeren Brahms Sonaten fügte sich Beethovens Komposition hervorragend ins Programm. Michael Sanderling und Gerald Fauth konnten ihrer Virtuosität und ihrer Spielfreude freien Lauf lassen, die Verzierungen, die figurierten Veränderungen und das immer raffiniertere Spiel der Balance zwischen den beiden Instrumenten mit allen charakterlichen Schattierungen auskosten.
Brahms Sonate op.99 mit ihrem einpeitschenden Eröffnungsauftakt zeigt sofort die Leidenschaft die auch eine „solide“ Musik ausstrahlen kann. Das so facettenreiche Allegro vivace jagt dramatisch suchend von einem Ruhepunkt zum nächsten, Sanderling lies das Cello faszinierend beunruhigend auf den forderden Akkorden des Klaviers vibrieren. Überraschend Pizzicato beginnt der 2.Satz Adagio affettuoso, klagend legato führten die beiden Musiker in die Innerlichkeit dieses Satzes. Einen Wirbelwind mit Donnergrollen entfachten sie im Allegro passionato , meisterhaft den Auf –und Abbau der Spannungskurven beherrschend, und der anfangs unschuldig fliessenden Melodie entlockten sie alle Raffinesse, alle Verästelungen bis zum schwungvollen finalen Rondo. Grandioser Applaus forderte mehr: Schumanns Träumerei raubte nochmals den Atem. Marcus Vitolo