Klaviertrio Poème, Beethoven, Mendelssohn

KLAVIERTRIO POéME, ELISSO GOGIBEDASCHWILI, VIOLINE, COSIMA FEDERLE, VIOLONCELLO, GABRIEL YEO, KLAVIER

Beethoven, Mendelssohn

Barocksaal Tegernsee

19.11.2022, 17.30 Uhr

Vorbericht

Trio Poème
Elisso Gogibedaschwili wurde 2000 in Österreich in eine Musikerfamilie hinein geboren. Ab dem Alter von 8 Jahren begann sie ihr Jungstudium bei Prof. Josef Rissin in Karlsruhe und führt seit Oktober 2021 ihr Bachelorstudium bei Krzysztof Wegrzyn an der Hochschule für Musik Hannover. Nach ihrem Solistendebüt im Alter von 10 Jahren in Budapest wurde ihre Interpretation des Violinkonzertes von Jeans Sibelius 2012 im Musikverein in Klagenfurt zum Auftakt einer internationalen Karriere. Die junge Geigerin ist regelmäßig zu Gast im Centre of Arts Toronto, Smetanasaal Prag, dem Glenn Gould Studio, im Tübinger Universitätssaal, den Langenargener Schlosskonzerten und beim Alba Music Festival. Dabei spielte sie schon mit renommierten Orchestern wie den Münchner Symphonikern, der Mährischen Philharmonie, dem Israel Symphonieorchester, der Janáček Philharmonie, dem Wuhan Philharmonic Orchestra sowie dem Orchestra da Camera di Mantova. Als leidenschaftliche Kammermusikerin erhielt Elisso musikalische Impulse durch Kammermusikpartner wie Maria Meerovitch, Regina Chernychko, Kristóf Baráti und Pianistenlegende Bruno Canino. Meisterkurse bei Ingolf Turban sowie Ana Chumachenco ergänzten ihre Ausbildung. Neben mehreren ersten Preisen bei „Prima La Musica“ und internationalen Wettbewerben in Litauen und Sizilien wurde Elisso neben Aaron Pilsan mit der Fördergabe für Kunst des Landes Vorarlberg 2019 ausgezeichnet. Außerdem ist sie Stipendiatin der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein und der Richard Wagner Stiftung e.V.
Cosima Federle wurde 2002 in Regensburg geboren und studiert seit Herbst 2020 an der Hochschule für Musik und Theater, Leipzig bei Peter Bruns. Weitere musikalische Anregungen erhielt sie bei Meisterkursen u.a. von Wolfgang Boettcher, Wen-Sinn Yang, Jens-Peter Maintz, Jan Vogler, Mischa- Maisky und Alfred Brendl.Sie gewann zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben, so erhielt sie 1. Preise beim Internationalen Dotzauer Wettbewerb in Dresden, beim Làszlò Spezzaferri International Music Competition, Verona, und 2. Preise beim Concours International de Tremplin, Paris und beim International David Popper Competition in Varpalota, Ungarn. Außerdem wurde sie mit dem Musikpreis der Stadt Regensburg, einem Preis der Harald Genzmer Stiftung und der Bundesapothekenkammer ausgezeichnet.Die Cellistin ist u. a. Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben und der Internationalen Musikakademie Liechtenstein. Sie gibt regelmäßig Konzerte und Auftritte im In- wie auch im Ausland, u.a. in Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, England und Ungarn und trat bei Festivals wie u.a. Musique en été in Genf, den Dresdner Musikfestspielen und Festival Momentum auf. Außerdem spielte sie mehrere Aufnahmen beim Bayerischen Rundfunk, Deutschlandfunk, dem Norddeutschen Rundfunk und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg ein.
Gabriel Yeo wurde 1998 in Münster geboren und spielt seit seinem vierten Lebensjahr Klavier. Nach seinen Studien in den Jahren 2008 bis 2016 bei Karl-Heinz Kämmerling, Vassilia Efstathiadou, Matti Raekallio und Jan Jiracek von Arnim in Hannover und Wien setzt er sein Studium seit 2016 bei Bernd Goetzke fort.Er war mehrfacher Bundespreisträger Jugend musiziert (mit maximaler Punktzahl). 2018 gewann er den ersten Preis beim International Grotrian Piano Competition, im TONALi19-Finale wurde er mit dem 2. Preis ausgezeichnet, außerdem ist er Preisträger des Concours International André Dumortier 2018 und des Internationalen Theodor Leschetizky Klavierwettbewerbs 2020. Beim Deutschen Musikwettbewerb 2021 wurde er mit einem Stipendium ausgezeichnet und in die Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb aufgenommen.Der Nachwuchskünstler konzertierte im Berliner Konzerthaus, Beethovenhaus Bonn, im Staatstheater Braunschweig, in der Düsseldorfer Tonhalle, der Essener Philharmonie, der Elbphilharmonie Hamburg, der Laeiszhalle Hamburg und der Kölner Philharmonie. Konzerte führten ihn durch Europa sowie nach China, wo er 2019 – in Shenzhen – einen Meisterkurs gab.Er arbeitete bereits mit Orchestern wie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Französischen Kammerphilharmonie und der Chapelle Musicale de Tournai zusammen. Als Geiger war Gabriel Yeo Konzertmeister des Jungen Sinfonieorchesters der Westfälischen Schule für Musik in Münster.Gabriel Yeo ist Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben und der Cordes Stiftung.


Nachbericht

Große Begeisterung entfachte der Auftritt des Klaviertrio „Poème“ in der Konzertreihe „Podium für junge Solisten“. Elisso Gogibedaschwili, Violine, Cosima Federle, Cello, und Gabriel Yeo, Klavier, präsentierten sich in vollendeter Form und spielten ein Programm von hohem Anspruch.
Robert Kahns (1865–1951) Serenade f-moll wirkte in Stil und Stimmung als klares Werk des späten 19. Jahrhunderts, und offenbarte den Einfluss der Begegnung mit Johannes Brahms 1886, dessen Nachwirkung sich in seinem ganzen Oevre bis in das 20 Jh. bemerkbar macht. Kahn wurde auch persönlich mit Joseph Joachim, Hans von Bülow, Clara Schumann bekannt, die ihn bald anerkannten und förderten. Der seinem musikalischen Stil treu gebliebene Kahn musste 1938 wegen seines jüdischen Glaubens emigrieren und fand in England eine neue Heimat. Seine Werke , nach dem 2.WK in Vergessenheit geraten, werden allmählich wieder gespielt und erreichen einigen Bekanntheitsgrad. Das Trio „Poéme“ spielte die teilweise auch an Schubert erinnernden Klänge der Serenade op.73, mit warmen, ausdrucksstarken und einfühlsamen Ton.
Im speziell pianistisch anspruchsvollen Trio c-moll von Mendelssohn spielten die drei jungen Musiker mit außerordentlicher Leidenschaft und Hingabe, holten alle Intensität und Elan des Allegro energico e con fuoco heraus. Die tragende, tröstend berührende Gesanglichkeit ihres Vortrages im 2.Satz Andante espressivo ließ die Zuhörer den Atem anhalten und einige Sekunden gebannter Stille vor dem 3.Satz Scherzo entstehen. Diesen entwickelten sie als rasante Jagd, gestalteten es jedoch unheimlich geschickt und jede agogische Möglichkeit mit Charme und Geschmack wahrnehmend. Das Finale, in dem sich allmählich die Melodie eines alten Chorals – Genfer Psalter von 1551 „ Devant ton throne je me present“ aufdrängt, bauten sie mit Gespür und Intensität bis zu dessen Apotheose voller Pathos auf.
Höhepunkt des Programms wurde Beethovens „Erzherzog-Trio“ in B-Dur op.97 . Dieses ausgedehnte Werk vereint dass vom Komponisten in der Trioform bisher erreichte, gewachsen in Dimensionen und Ausdrucksskala, mit einer zusätzlichen poetischen Färbung. Im unbekümmert schreitenden Beginn lässt sich die symphonische Auslegung noch nicht erahnen, doch bald zeigten Violine, Cello und Klavier im Sog der beethovenschen Textur ihr ganzes Potenzial.
Die wertvollen Streichinstrumente aus dem 18. Jahrhundert klangen hierbei mit besonderem Glanz, das Klavier als gewichtiges,nobles Fundament, das motivischen Fortspinnen und die reizvollen Farbkontrasten ausleuchtend, insbesondere die ausgedehnte Pizzicato- und Triller-Episode vor dem mit Frohsinn gespielten Scherzo. Höhepunkte gesanglicher Schönheit und Tiefsinn erreichte das Trio „Poème“ im Variationssatz Andante cantabile, und gab sich im abschließenden Allegro moderato dem schwungvollen Temperament der Musik hin, seine Einfallsreichtum virtuos auskostend. Dem stürmischen Applaus, den zahlreichen Bravorufen und stehende Ovationen des vollkommen begeisterten Publikum antwortete das Trio „Poème“ mit Witz und Spaß, Schmiss und Elan aus „Frühling“ von Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung