Eine
Zeitreise und ein Klangabenteuer: dies erlebte gleichzeitig das
Publikum des Duo Anemos zum Konzert der Reihe „Podium für junge
Solisten“ im Barocksaal in Tegernsee.
Anže
Rupnik,Saxophon, und Marko Trifunović
, Akkordeon, führten die Zuhörer durch eigens arrangierte Werke
von Scarlatti bis Verdú, über Rachmaninow, Bartók, C.Ph.E.Bach und
de Falla, und durch die Klangimpressionen ihrer außergewöhnlichen
Instrumentenkombination zu neuen Eindrücken und Musikerlebnissen.
Beide jungen Musiker sind ausgezeichnet durch Wettbewerbe und
Stipendien, Marko Trifunović
u.a. durch die Deutschen Stiftung Musikleben und das Bayerische
Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Anže Rupnik über den
Deutschen Musikwettbewerb 2022 und 2017, und erster Preisträger
sowie Publikumspreisträger des August-Everding-Musikwettbewerbs
München 2020.
Saxophon
und Akkordeon schufen schon bei den vier ausgewählten Sonaten von
Scarlatti zwar einen neuen interessanten Klangeindruck, doch
spannender wurde es mit Rachmaninows Vocalise op.34, Nr.14. Hier
spielte Rupniks Sax den Gesang der hohen Stimme mit emotionaler
Wärme und Sehnsucht, und Trifunović
schuf einnehmend das harmonische und rhythmische Gerüst mit
sensibler Intensität.
Aus
Bartoks Bagatellen op.6 spielten die zwei jungen Musiker die Nummern
1 bis 7. Aus den volkstümlichen Elemente und dem Spiel-Impetus
dieser Musik machten sie Großartiges, holten die Fröhlichkeit und
den ausgelassenen Tanzimpuls heraus, den gravitätischen, dunklen
Ernst, den Schmerz und das Leiden, Spannung und Gefahr, gaben sich
dem Versteckspiel der mal wie aus der Ferne, dann wieder ganz nah
erklingenden Töne hin, und den virtuosen Tonkapriolen und
Trillereinwürfen des letzten wilden Valse.
Die Sonate g-moll von C.Ph.E.
Bach, original für Flöte und Generalbass, führte wieder zu
bekannteren Klangmustern, der Melos der Flötenpartie hob sich in
perfektem Zusammenspiel von der orgelähnlichen Tongebung des
Akkordeon ab, mit kongenialer Empfindsamkeit zeichneten die zwei
Musiker dieses melodisch geprägte, mitreißende Werk nach.
Einen Ausflug in die Moderne
erlebte das Publikum mit „Dhamar“ für Altsaxophon und Akkordeon
des zeitgenössischen spanischen, in Berlin lebenden Komponisten
José Verdú. Ein Ausloten der Nicht-Klänge, Luftbewegungen an der
Grenze von Ton und Geräusch, schnelles Klopfen auf den Korpus des
Akkordeons, das Klacken der Klappen am Saxophon.
In
Manuel de Fallas Sieben Canciones Populares Espaňolas
in der Version des Duo Anemos übernimmt das Saxophon den Part der
Singstimme und das Akkordeon den des Klaviers.
Trifunović
und
Rupnik,
fühlten sich trefflich in die charakterlich unterschiedlichen Stücke
ein, und wiedergaben meisterhaft die hier angesprochenen
Schattierungen der Liebeständelei und des Liebeswerben; sowohl die
Strenge als auch das Behütende, das Leidenschaftliche und die
Racheslust der Betrogenen.
Dem dankbaren Applaus antworteten
die jungen Musiker mit dem traumhaften „Oblivion“Piazzollas.
Marcus Vitolo