Festival der ARD Preisträger : Klaviertrio, Viola, Kontrabass


Barocksaal Tegernsee

11.05.2024, 19.00 Uhr

Vorbericht

Das Amelio Trio wurde 2012 von der Geigerin Johanna Schubert, der Cellistin Merle Geißler und dem Pianisten Philipp Kirchner in Frankfurt am Main gegründet. Rege Konzerttätigkeit führte sie u.a. bereits an Alte Oper Frankfurt, zum Klangbrückenfestival nach Hannover und ins europäische Ausland. Das junge Ensemble ist Preisträger verschiedener internationaler Wettbewerbe. So wurde es im März 2022 Gewinner des Internationalen SchumannKammermusikpreises. Im Sommer 2022 gewannen sie den zweiten Preis bei der Gianni Bergamo Chamber Music Competition in Lugano. Als Solist*innen können die Mitglieder auf Konzerte mit dem hr-Sinfonieorchester oder dem Göttinger Sinfonieorchester zurückblicken. Darüber hinaus wurden sie durch Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Ernst von Siemens Musikstiftung und Yehudi Menuhin - Live Music Now gefördert. Die drei Musiker*innen studieren an den Musikhochschulen in Hannover und Köln und werden nach langjähriger Arbeit mit Angelika Merkle zurzeit von Oliver Wille und Stefan Heinemeyer unterrichtet. Bei ihrer Teilnahme am 72. Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewann das Amelio Trio den zweiten Preis.

Vilmos Mohácsi, 1999 in Budapest geboren, begann seine musikalische Ausbildung im Alter von
sechs Jahren am Klavier und wechselte dann mit zwölf Jahren zum Kontrabass. Während seiner
Gymnasialzeit nahm er am Internationalen K.D. von Dittersdorf Kontrabasswettbewerb teil,
wo er den zweiten Preis und einen Sonderpreis für die Interpretation eines Pflichtstücks
gewann. Beim Nationalen Kontrabass Wettbewerb von Lajos Montág gewann er den zweiten
Preis und einen Sonderpreis für seine Interpretation der Orchesterstellen. Seinen Bachelor im
Fach Kontrabass absolvierte er 2021 an der Franz-Liszt- Musikakademie in Budapest. Es folgte
ein Masterstudium bei Zsolt Fejérvári, das er 2023 mit Bestnote abschloss.
In seiner Heimatstadt nahm er an Meisterklassen von Dorin Marc und Matthew McDonald teil.
2022 belegte er den ersten Platz des Tibay Zoltán-Musikwettbewerb in Ungarn, wo er auch mit
dem Tibay Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Auch im Orchester konnte Vilmos Mohácsi schon
einige Erfahrungen sammeln. Seit 2021 ist er festes Mitglied im Hungarian State Opera
Orchestra. Beim 72. Internationalen Musikwettbewerb der ARD erreichte er das Semifinale und
gehörte so zu den besten sechs Teilnehmern im Fach Kontrabass.

Takehiro Konoe wurde 1997 in Amsterdam geboren.
Mit 4 Jahren begann er mit dem Geigenspiel bei Professor Coosje Wijzenbeek und wechselte mit 18 Jahren zur Bratsche. Seit September 2016 studiert er Viola am Konservatorium Amsterdam bei Nobuko Imai & Francien Schatborn.

Im Februar 2017 gewann er den ersten Preis beim 5. Nationalen Violawettbewerb in Amsterdam. Im Juni 2018 wurde er Finalist beim 4. Tokyo International Viola Competition, wo er mit dem Preis der „Suntory Foundation for Arts“ ausgezeichnet wurde und im September gewann er den dritten Preis beim 67. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München.

2018 und 2019 nahm er an der Streichquartettklasse der Seiji Ozawa International Academy Switzerland teil.

2020 gewann er den 1. Preis beim 27. Johannes-Brahms-Wettbewerb.

Er spielt auf einer Kopie einer "Carlo Bergonzi" Bratsche von Roger Hargrave aus dem Jahr 1991



Nachbericht

Im Tegernseer Barocksaal ließen fünf junge, preisgekrönte Musikerinnen und Musiker ihre Kunst in der Konzertreihe“Podium für junge Solisten“ meisterhaft erklingen. Eingeladen vom „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.v. wurden fünf bestplatzierte Teilnehmer des 72.Ausgabe des renommierten Internationalen Musikwettbewerbs der ARD : Vilmos Mohácsi, Kontrabass, Semifinalist, einer der besten sechs im Fach Kontrabass, Takehiro Konoe, Viola, Gewinner des dritter Platzes, und das Trio Amelio, mit Johanna Schubert, Violine, Merle Geißler, Cello und Philipp Kirchner, Klavier, Gewinner des 2.Platzes. Gemeinsam sind sie mit dem BR auf Tourneé unterwegs.
Viola , Violine und Kontrabass leiteten den Konzertabend mit Klängen der englischen Renaissance ein. Zeitlebens als ausübender Musiker gelobt, wurde Orlando Gibbons nach seinem Tod 1603 sowohl für seine liturgischen als auch für seine Kompositionen für Gambenconsort berühmt. Drei seiner Fantasien, damals einsätzige Stücke in strenger Führung gleichberechtigter Stimmen nebeneinander erklangen erlesen durchdacht, konsequent geführt und sensibelst abgestuft, ein Klangbild aus lang vergangener Zeit erhaben nachzeichnend.
Effektvoll schreckte nun das Amelio Trio die Gemüter des Publikums aufs emotionalste auf.
Von Rebecca Clarke, Tochter einer Bayerin und eines Amerikaners, hochentwickelte Komponistin und exzellente Bratschistin, mit dem Komponisten James Friskin verheiratet, Kammermusikpartnerin von Rubinstein, Heifetz, Casals u.v.m., stürmten die Klänge ihres Meisterstücks ein, das Klaviertrio von 1921. Das Amelio Trio gab sich der Leidenschaft und Wildheit, dem Humor und der Spiellust dieses dreisätzigen Werkes mit Inbrunst und unglaublichem Zusammenspiel hin. Die Wechsel der Gefühle, die besonderen Klangeffekte, die Mischung aus Impressionismus a la Debussy, Drang der Moderne und melodischen Elementen aus englischen Volksliedern hatten durch das hervorragende, ausdrucksstarke Medium des Amelio Trio faszinierende, aufwühlende Wirkung.
Anfangs als eines der ersten Kammermusikwerke für modernes F-Horn und Klavier von Robert Schumann komponiert, aber schon mit alternativer Besetzung zum Horn mit Cello oder Violine geplant, entstand das Adagio und Allegro op.70 in As-Dur 1849. In Tegernsee erklang es mit Takehiro Konoe an der Viola und Philipp Kirchner am Klavier. Die beiden Musiker brachten die ganze Nachdenklichkeit des Adagio berührend zu Gehör, die Brillanz des Allegro mit feurigem Einsatz.
Schuberts“Forellenquintett“D 667 in A-Dur vereinte das Amelio Trio mit Takehiro Konoe und Vilmos Mohácsi . Die fünf Musiker schufen im Allegro Vivace eine so leuchtende, zärtlich spielfreudige Interpretation, dass die bei Schubert immer im Hintergrund präsente Trauer sich hier ganz zurückzog, um im Andante mit Wehmut wieder zu erscheinen, seufzend in den dunkleren Farben von Cello und Bratsche. Das energisch geführte Scherzo führte mit rhythmischen Kontrasten und rasantem Tempo auf die vom Publikum sehnsuchtsvoll erwarteten „Forellen“-Variationen. Manch Zuhörer summte oder sang sachte auf dem Text des mutigen Schriftstellers, Dichter und Musiker Christian Schubart den Fang der Forelle nach. Jeder Musiker spielte feinfühlig nacheinander das fröhlich-leichtfüßige Thema, von den anderen in immer aufgeregteren Variationen umgarnt,zunehmend eindringlicher bis zur donnernden d-Moll, der folgenden fünften Veränderung mit schluchzenden Tönen, dem überaus beschwingten Dur-Abschluss mit flott springendem Thema auf der originalen Klavierbegleitung entgegen. Das Finale des Quintetts offenbarte die hohe Meisterschaft der jungen Musiker Schuberts Anspruch und Unterhaltsamkeit schwungvoll zu vereinen.
Von Johannes Schachtner spielten die fünf Musiker einen modernen „Nachtrag zu Schuberts Forellenquintett“, ein bewegtes, skurriles und augenzwinkerndes Werk dem man durchaus parodistische Züge entnehmen konnte. Eine rasante Zugabe mit Johann Nepomuk Hummel Finalsatz aus dem Grand Quintet op.87 in es-Moll krönte diese bewegende und bewundernswerte musikalische Leistung. Marcus Vitolo



Ulli und Uwe Kai Stiftung