Vorbericht
Das „Pavel Haas“ Quartett aus Prag spielt seit 2004 in der heutigen Besetzung mit Veronika Jarutskova, Violine, Katerina Gemrotova, Violine, Pavel Nickl, Viola und Peter Jasusek, Violoncello und begab sich gleich nach seiner Gründung zu den Großen der Streichquarttettwelt, wie u.a. die Accademia di Musica del Quartetto in Florenz, Piero Farulli (Quartetto Italiano), Norbert Brainin (Amadeus Quartett). Den Namen eines Schüler von Leos Janacek, des Komponisten Pavel Haas, einer der wichtigsten musikalischen Talente Tschechiens, 1944 in Auschwitz ermordet, wählte das Ensemble mit Bedacht. Im Mai 2005 gewann das Quartett den 1. Preis beim Wettbewerb des „Prages Frühlings“, gefolgt vom 1.Preis beim „Premio Paolo Borciani“ in Reggio Emilia, Italien, dem wichtigsten Wettbewerb für Quartette. Hier wurde es mit einem Spezialpreis für die Aufführung des Streichquartetts „A sad paven for this distracted times“ von Sir Peter Maxwell Davies ausgezeichnet. Mit dem Keller Quartett, dem Artemis Quartett und dem Kuss Quartett gehört auch das Pavel Haas Quartett als erster Preisträger zu den besten, weltweit gefragten Ensembles. Die 40 Preisträger-Konzerte der Saison 2005/2006 führten das „Pavel Haas“ Quartett durch Amerika, Japan und Europa. In Tegernsee , wo es zum letzten Mal konzertieren wird, spielt das Quartett ein rein tschechisches Programm : Janacek , „Kreutzersonate“Quartett 1, Dvorak, ,„Amerikanisches“Streichquartett in F-Dur op.96, Haas, „Aus dem Affengebirge“Streichquartett Nr.2.
Marcus Vitolo
Nachbericht
Ein junges Ensemble von Weltformat betrat das „Podium für junge Solisten“ in Tegernsee. Das „Pavel Haas“Quartett zeigte sich als überaus würdiger Gewinner des 1.Preises beim weltbekanntesten Streichquartettwettbewerbs, des „Paolo Borciani“( Reggio Emilia, Italien).
Veronika Jaruskova, 1.Violine, Katerina Gemrotova, 2.Violine, Pavel Nickl, Viola und Peter Jarusek, Violoncello erhoben Tegernsee als ihr 40.stes Preisträgeronzert zur Weltbühne : Solche Perfektion und Klangästethik ist in den größten und bekanntesten Konzertsälen zu hause. Auch die Auswahl der Stücke bereitete dem Zuhörer manche Überraschung und Erkenntniss : Das Programm aus Ttschechischen Komponisten offenbarte Bekanntes in vollendeter Form und Unbekanntes als erhabenes Erlebnis.
Das Streichquartett Nr.1 „Kreutzersonate“ von Leos Janácek, ein spätes Werk des 1928 verstorbenen Komponisten, lehnt an Tolstois Roman an, und ist ein mitreißendes psychologisches Drama. Das „Pavel Haas“ Quartett tauchte in die Emotionen der Musik vollkommen ein, zeichnete die Eskalation der Gefühle, vom heiteren Grundton zu den aufwühlenden, stechenden Einwürfen, dem Klagegesang , dem Klangbogen von Qual und Traurigkeit bis zum beeindruckenden, erleuchtenden Puls des Abschlußes als ein vierglidriger Klangkörper von ausgereifter Koordination der die ganze Skala von Dynamik und Übertragung vollkommen beherrscht.
Dvoráks „Amerikanisches“Streichquartett , Nr.12 in F-Dur op.96, wurde ein Erlebnis von solch samtiger Volltönigkeit welches seines Gleichen sucht. Vom bezaubernden elegischen Beginn des Allegro ma non troppo über den sanft wogenden Puls der ausladenden Melodie des Lento, den überirdischen Klang von Jaruseks Cello im sinnlichen Walzerschritt bis zum noch melancholischen doch bewegteren Molto vivace in das Finale. Heitere Lockerheit und musikantische Aktzente, Dramatik und Melos belebten das ganze Stück und kulminierten in der Spannung der intensiven Coda.
Pavel Haas, Schüler Leo Janáceks, schuf dieses Streichquartett „Aus dem Affengebirge“ Nr.2, op.7, in unbeschwerten Jahren, im Alter von 26. Erinnerungen an das böhmisch-mährische Hügelland, das Erholungsgebiet der Brünner, standen Pate zu diesem Werk von beeindruckend hoher Qualität , einer zyklischen (-Landschaft-Pferd, Kutsche und Kutscher-Der Mond und ich –Eine wilde Nacht) , sonatisch gewichtigen Komposition. Das „Pavel Haas“ Quartett beleuchtete mit variabelsten Streicherklang, vom lyrischsten piano bis zur scharfen jazzartigen Artikulation alle Feinheiten dieser viersätzigen, programmatischen Suite: Die etwas pathetische Klangmalerei des Vogelgezwitscher und Waldesrauschen wie das für seine Zeit außergewöhnliche Klangbild des Landwagens auf der mühevollen Suche nach gleichmäßiger Fortbewegung. Und wer den Mond ansieht spürt ihn in dieser so romantischen Tonlandschaft, spürt den ruhigen Puls der Planeten, des Lichtes Wiederschein und Farbenspiel in der Dunkelheit der Nacht. Feuriges Temperament flammte im letzten Satz auf : Elektrisierte Musik, ausgelassen und wild, raffiniert tänzelnd, herausfordernd lebenslustig brachte ein sensationelles Konzert zu Ende. Als Zugabe lies das „Pavel Haas“Quartett aus Janáceks Quartett Nr.2 „Intime Briefe“ nochmal Klangfülle und Sensibilität leuchten.