Vorbericht
Das im Jahr 2002 gegründete Meritis Quartett wählte seinen Namen als Hommege an Robert Schumann und dessen fiktiven Davidsbund, zu dem auch der von Schumann verehrte und „F. Meritis“ getaufte Felix Mendelssohn gehörte. Neben seiner kammermusikalischen Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim erhielt das Ensemble wertvolle Impulse durch führende Quartette wie das Verdi Quartett, das Mandelring Quartett, das Vermeer Quartett und das Amadeus Quartett. Seit seiner Gründung Stella Sykora, Violine, Boris-Alexander Jusa, Violine, Christoph Zack, Viola und Evi Hebestreit, Violoncello, einer regen Konzerttätigkeit nach. Als Preisträger des internen Hochschulwettbewerbs für Streichquartett sind sie regelmäßig zu Gast beim Heidelberger Kammermusikfestival, bei den Zeister Muisktagen, den Schwetzinger Festsüpielen und dem Hambacher MusikFest. Auch zeitgenössische Musik hat seinen Platz im Repertoire : so wurden Werke von Mailling, Sciarrino, Schöllhorn, Wople und Xenakis aufgeführt. Derzeit ist das Meritis Quartett Stipendiat des Rotary Club Ludwigshafen.
In Tegernsee wird es folgende Werke spielen : Joseph Haydn, Streichquartett op.33 Nr. 1 h-moll,
Anton Webern, Fünf Sätze für Streichquartett op.5. und Franz Schubert Streichquartett d-moll op.posth. D 810 „Der Tod und das Mädchen“.
Nachbericht
Ein junges, hochbegabtes Streichquartett begeisterte die Zuhörer in Barocksaal des tegernseer Schlosses. Das Meritis Quartett, mit Stella Sykora, 1. Violine, Boris-Alexander Jusa, 2. Violine , Christopher Zack, Viola, und Evi Hebestreit, Violoncello, bot dem Publikum des „Podium für junge Solisten“ ein beeindruckend elanvoll vorgetragenes Programm. Das sich nach Mendelssohns Pseudonym in Schumanns fiktiven Davidsbund benennende Ensemble schuf sofort andächtiges Lauschen mit Haydns Streichquartett Nr. 1, op.33 h-moll. Edel, klangforsch, und direkt stieg es mit dem ersten Satz Allegro moderato ein, baute ihr Temperament im Scherzo, Allegro di molto aus und wärmte mit dem Andante, nach fast rezitativischem Beginn der ersten Takte, mit erzählerisch gesanglichem Vortrag. In diesem ausgedehnten Satz kam besonders das Violoncello kantabel und volltönig zur Geltung. Ein wilder Ritt wurde das finale Presto, spannungsgeladen und mitreißend
Mit Anton von Weberns Fünf Sätze für Streichquartett kam die ganz andere Musiksprache der atonalen Tonfolgen und Tongebilde der sich damals um 1900 entwickelnden seriellen und punktuellen Musik zu Wort . Die Affinität des Ensembles zur modernen Musik als seine bevorzugten Weidegründe spürte man durch alle Sätze hindurch. Schwindelerregendes Tempo und springende Klänge, eine Dynamik der Extreme vom leisesten Flüstern bis zum explosiven Volumen fesselten in der ersten Miniatur. Die zweite baute ein Klangnebel von zart bis unhörbar auf in dem das Cello verloren ruft, die dritte pulsierte bis zur plötzlichen Steigerung von Tempo und Lautstärke um abrupt zu enden. Die vierte bewegte sich wieder sanft wie ein Windecho und die fünfte kurz vor dem Verstummen im Klangbereich der Zerbrechlichkeit. Alle Fünf wurden mit elektrischer Erregung vom Meritis Quartett in absoluter Perfektion vorgetragen.
Mit Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ d-moll op.post.D 810, nach dem in den 2. Satz herrschenden Liedthema benannt, lies das Meritis Quartett die unheimliche Stimmung diese Werkes großartig aufleuchten. Alarmierend erklang das erste d, kündigte das Dunkle an, den folgenden Tanz von Todesangst und Hoffnung auf ein mildes Ende, welche Hand in Hand, mal sanft leuchtend, mal vehement giftig auftreten. Ein Höhepunkt wurde das Andante mit dem Liedthema: magische Klangpräsenz und gesanglichste Melodieführung durchdrang alle Variationen, von den Choralsäulen des Themas bis zu den ziselierten Ornamenten der bewegteren Veränderungen. Die düster-heftige Grundausstrahlung des folgenden Scherzo-Allegro molto ließ wieder die Jagd nach dem dahin fliehenden Leben spüren, von zärtlichen und versöhnlichen Momenten erhellt. Der drängende Rhythmus des Scherzo eröffnete wiederum einen rasanten, sich noch steigernden, donnergrollenden Totentanz . Bachs Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ wurde als ergreifend und empfindungsreich vorgetragene Zugabe der Dank des Meritis Quartett für die Begeisterung des so beschenkten Publikums.
Marcus Vitolo