Klavierabend Giulietta Koch

KLAVIERABEND GIULIETTA KOCH

Chopin, Schtschedrin, Villa-Lobos

Barocksaal Tegernsee

01.08.2009, 19.30 Uhr

Vorbericht

Am Samstag den 1. August um 19.30 Uhr ist es wieder soweit : Giulietta Koch, geb. 1989, die ihr internationales Debüt bereits mit vierzehn Jahren im "Konzerthaus" Berlin als Solistin des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin gab, tritt als Solistin in der Reihe „Podium für junge Solisten“auf. Mit 15 Jahren folgte ein Rezital in der Philharmonie (Kammermusiksaal) Berlin. Seitdem ist sie vielen Orchester aufgetreten u.a. mit der Ukrainischen Staatsphilharmonie, der Norddeutschen Philharmonie Rostock, Sinfonieorchestern aus Basel und Münster/Westf., dem Orquestra Sinfonica da Bahia (Brasilien), dem Kurpfälzischen Kammerorchester, dem Südwestdeutschen Kammerorchester und den Musikkollegien in Basel und Winterthur. Dieses Talent , welches vor zwei Jahren in Tegernsee für einen ausverkauften Barocksaal sorgte, interpretiert an selber Stelle wieder ein überaus interessantes Programm. Bekannte und unbekannte Klavierwerke werden zu Gehör kommen : Stücke des Romantikers Chopin, des moderneren Schtschedrin und des temperamentvollen südamerikanischen Komponisten Villa.-Lobos. Giulietta Kochs sensibles und reifes, sowie virtuoses und filigranes Spiel brachte sie im Jahr 2008 zum Debüt in der Tonhalle Zürich unter der Leitung von Howard Griffiths, mit dem sie ein Jahr später die „Rhapsody in Blue“ von Gershwin mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt(Oder) auf CD einspielte. Sie ist Gast bei internationalen Festivals (Gstaad, St. Moritz, Tegernsee) und Konzerttourneen führten sie u.a. nach Brasilien, Rumänien und Indien, das Heimatland ihrer Mutter. 2008 gewann Giulietta den ersten Preis am Rahn Musikpreis (hervorragendste Pianistin an Schweizer Hochschulen und Konservatorien), zuvor hatte sie mit mehreren ersten Preisen am deutschen Bundeswettbewerb „Jugend Musiziert“ sowie am schweizerischen Jugendmusikwettbewerb (Solo als auch Kammermusik) und am internationalen Klavierwettbewerb “Münchner Klavierpodium der Jugend“ auf sich aufmerksam gemacht. So wurde sie in Deutschland Stipendiatin von Stiftungen wie dem Deutschen Musikrat und der Deutschen Stiftung Musikleben. Seit 2009 ist sie außerdem in die Förderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen worden. In der Schweiz wird sie vom Rahn Kulturfond und den Stiftungen Thiébaud-Frey und Ruth und Ernst Burkhalter unterstützt. Wichtige musikalische Impulse erhielt sie an Meisterkursen bei Lazar Berman, Andrzej Jasinski, Elena Richter und von Krystian Zimerman. Sie war ab 2003 Jungstudentin bei Adrian Oetiker an der Musikhochschule Basel und setzt nach der Schweizer Matura seit 2008 ihr Studium an der Universität der Künste bei Klaus Hellwig in Berlin fort .Weitere Informationen sind auf ihrer Homepage unter www.giuliettakoch.com zu finden. M.V.

Nachbericht

Ein Piano-Recital jenseits der Sensation präsentierte die 20jährige Giulietta Koch im Tegernseer Barocksaal. Wer ihren Weg der letzten 4 Jahre verfolgen konnte, stellte mit Freuden fest, welch pianistische Entwicklung sie zustande gebracht hat. Ein enormes Programm in diesem Alter auf diese Art zu spielen ist Zeichen von Können weit über die Begabung hinaus. Giulietta Koch begann und endete mit Musik von Chopin, wobei die Ballade g-Moll, ihr letztes Programmstück, zum Höhepunkt wurde. Chopins Sonate h-Moll op.58, seit Dinu Lipattis Aufnahme von 1958 zu einem Kultstück geworden, gestaltete sie im Allegro maestoso mit klarer Linienführung und herausgearbeiteter Motivik, frei und flexibel im Tempo, kontrolliert in der Lautstärke. Im Scherzo genoss sie das Quirlig-rasante der Achtel-Girlanden, und mit faszinierender Tongebung färbte sie das nocturneartige Largo philosophisch-nachdenklich, mit Mut zur Entfaltung der wuchtigen Baßklänge. Das h-moll Finale griff sie in seinem vorwärtsstrebenden Charakter auf, und streute die sprudelnd vital Musik berauschend aus. „Basso ostinato“ von Rodion Schtschedrin stellte sie vortrefflich mit seiner toccatenhaften Motorik donnernd und verspielt vor , voller brummender Lebendigkeit. „Valsa da Dor“, der Schmerzenswalzer des südamerikanischen Komponisten Villa-Lobos, fasste Giulietta Koch in seiner Dualität von Melancholie und Unbekümmertheit auf, die Melodik und Rhythmik des lateinamerikanischen Kolorits versunken und konzentriert dargeboten. Chopins Mazurken sind seine eigenartigsten und wertvollsten Kompositionen, ihnen lebt eine besondere tondichterische Kraft inne. Diese beleuchtete Giulietta Koch mit ihrer Interpretation der Mazurken op.34. Alle Elemente chopinschen Schaffens lies sie in diesen Stücken anklingen, jedes Motiv dieser kurzen geschlossenen Kompositionen an ein besonderes Stück erinnern. Chopins Ballade g-moll, op.23, wurde Giulietta Kochs Meisterstück des Abends : So ausgewogen, mutig, leidenschaftlich, lyrisch und in Tempo und Dynamik perfekt gestaltet, das einem die Luft wegblieb. Mit enthusiastischem Applaus bedankten sich die Zuhörer für diese hervorragende Interpretation, ein träumerisch schwebendes, sich zum leidenschaftlichen Ausbruch steigerndes und wieder versinkendes Nocturne cis-moll op.27 wurde Giulietta Kochs Hommage an das von ihr sehr geschätzte Tegernseer Publikum und den von ihr sehr geliebten Barocksaal. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung