Klavierabend Da Sol Kim

KLAVIERABEND DA SOL KIM

Haydn, Chopin, Liszt, Debussy, Rachmaninov,Ligeti, Ravel

Barocksaal Tegernsee

24.04.2010, 19.30 Uhr

Vorbericht

Der Pianist Da Sol Kim ist 1989 in Pusan (Südkorea) geboren. Von 2002 bis 2006 studierte er Klavier an der Kunstoberschule (Fachrichtung Musik) in Pusan bei In Il Kim und als Mitglied der Nachwuchsförderklasse der University of National Arts in Seoul bei Prof. Jong Phil Lim. Im Oktober 2006 nahm er sein Klavierstudium an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig bei Prof. Gerald Fauth auf. Schon als Jugendlicher errang Da Sol Kim zahlreiche Preise. 2004 war er Preisträger beim nationalen Musikwettbewerb des Pusan MBC Broadcasting, im selben Jahr gewann er den Musikwettbewerb der Ulsan Universität. 2005 errang er den 1. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs Nagoya (Japan) und den 2. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs Isang Yun in Gyeongnam (Korea). 2006 war er 1. Preisträger des Internationalen Asia Chopin Wettbewerbs in Japan. 2008 gewann er beim XI. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb und beim Internationalen Klavierwettbewerb von Genf jeweils den überaus respektablen 3. Preis. Seit 2006 entfaltet Da Sol Kim eine rege Konzerttätigkeit. Als Solist trat er 2006 im Rahmen des "Rising Star Piano Recital" beim Internationalen Musikfestival in Pusan, beim "Great Pianists Konzert" des Euro Art Music Festivals in Leipzig und beim Festival "Junge Meisterpianisten" in Bayreuth auf. 2006 gab er als Solist einen Klavierabend in Schneeberg (Erzgebirge), 2007 wirkte er im März, Juli und November an Klavierabenden in Leipzig mit. Im selben Jahr spielte er mit dem Miracle Chamber Orchestra in Leipzig das Klavierkonzert von Robert Schumann. 2008 musizierte der Pianist im Rahmen eines Familienkonzerts im Konzerthaus Berlin, nahm an der X. Schumanniade im Robert und Clara Schumann-Haus in Leipzig teil, gab einen Klavierabend im Bundesverwaltungsgericht und spielte mit dem Sinfonie-Orchester der Musikhochschule in Leipzig das 1. Klavierkonzert von Brahms. Mit demselben Orchester spielte er im November 2009 im Gewandhaus das Klavierkonzert b-moll von Tschaikowski .

Nachbericht

Die Herrlichkeit der Klaviermusik brachte der junge koreanische Pianist Da Sol Kim in einem facettenreichen Recital in den Tegernseer Barocksaal. Vom "Freundeskreis für die Förderung junger Musiker" e. V. eingeladen, spielte der 21jährige Meisterschüler von Prof. Fauth, Leipzig, ein beeindruckendes wie abwechslungsreiches Programm ausgesuchter Werke durch die Jahrhunderte der Klavierliteratur. Wer mit dem"Alten Testament" der Klaviermusik beginnt, wie Hans von Bülow schon Bachs Werke des "Wohltemperierten Klaviers"nannte, hat vor besondere Geschichten zu erzählen. Die Auswahl des Präludium und Fuge Fis-Dur BWV 858 bestätigt dies. Mit Sanftheit, ruhigem Puls, dem Auskosten des eher heiteren, angenehmen schwebenden Wohllauts des Präludiums, mit Wärme und weicher Helligkeit in der Fuge, brachte Da Sol Kim die Poesie und nach Mozart anmutende Schwingung dieser Werke hervor. Chopins folgende "Oktavenetüde" h-moll op.25, Nr. 10, eine technische Ausdauerprobe aufwühlenden Gefühls, nahm Da Sol Kim gekonnt, mit locker aus dem Handgelenk tanzenden Oktaven, und einem Mittelteil von herzbewegender, anmutiger Sehnsucht. Liszts Etüde Nr.10 aus dem Zyklus der "Transzendentalen Etüden" erklang als ein virtuoses Feuerwerk, alle Register der pianistischen Schwierigkeiten ansprechend, den unheimlichen, dunklen Unterton trefflich herausgearbeitet. Ein perlendes Klanggedicht dahineilender Töne wurde Debussys in der Höhe entschwebende Etüde Nr.11, und ein Erlebnis des Mitgehen, des "Atmen" mit der Musik ,die 5. Etüde Ligetis, "Arc en ciel" mit ihren herben Klangfarben. Rachmaninoffs rasende Notenketten in der Etude Tableaux op.39 Nr.1 entfalteten unter Da Sol Kims Händen hypnotische Wirkung. Nach dieser Serie von kurzen, so eindrucksvoll interpretierten Stücken, erklang Mendelsohhns etwas längere Fantasie fis-moll op . 28. Dabei entfaltete sich Da Sol Kims Gestaltungsfähigkeit noch mehr, phantastisch mitatmende Phrasierung und wohldosierter Klang machten aus diesem differenzierten, ruhig beginnenden, und sich mit eleganter Dringlichkeit beschleunigenden Stück ein lyrisches wie effektvolles Juwel. Mozarts Sonate Es-Dur hängt auch eine Besonderheit an: sie ist die einzige ihrer Gattung welche mit einem langsamen Satz beginnt. Wie eine sanft tönende Flöte lies der junge Pianist den Gesang des Adagio vernehmen, frech, keck und fröhlich verspielt die zwei kleinen Geschwistersätze Menuett 1 und 2, und flink und geschmeidig das perlende finale Allegro. Der melancholische , übersensible und spöttische Ravel wollte mit "Gaspar de la nuit" Balakirews "Islamey" in Virtuosität und technischer Schwierigkeit übertreffen. Dieser pianistische Anspruch ist an die Dichtung Bertrands gekoppelt, in dessen Mittelpunkt eine Nixe, Ondine, ein Galgen, Le Gibet, und ein Höllenzwerg , Scarbo, stehen. Wirbelnde Gewässer umrahmen mit ihren Harfenklängen den betörenden Sirenengesang, aus dem unheilvolle Pendeln des Gehängten im Wind der Nacht schuf Da Sol Kim ein aufwühlendes Bild, und die sich auftürmenden und schrumpfenden Klanggebilde Scarbos Gestalt eine Stimmung von schauerlicher Faszination. Stürmischer Applaus bedankte sich für diesen trotz aller in der ausgesuchten Literatur bestehenden Verführungen ins Bombastische doch mit Raffinesse und Leichtigkeit interpretierten Klavierabend. Der junge Virtuose verabschiedete sich mit Horowitz's Lieblingszugabe: einmalig lies er mit magischer Langsamkeit die tropfenden Samttöne Schumanns aus "Träumerei" erklingen. Marcus Vitolo

Ulli und Uwe Kai Stiftung