Vorbericht
Das Modigliani Quartett wurde 2003 gegründet und machte nur ein Jahr später zum ersten Mal international auf sich aufmerksam, indem es den Frits Philips Wettbewerb für Streichquartette in Eindhoven gewann. 2005 folgte der 1. Preis beim Vittorio Rimbotti Wettbewerb in Florenz und 2006 ein weiterer 1. Preis bei den renommierten Young Concert Artists Auditions in New York.
Seitdem hat sich das Modigliani Quartett zu einem der meistgefragten Quartette der jungen Generation entwickelt, das in den bedeutendsten Spielstätten auftritt: Carnegie Hall und Lincoln Center in New York, Kennedy Center in Washington DC, Théâtre du Châtelet und Auditorium du Louvre in Paris, City of London Festival und Wigmore Hall in London, Concertgebouw Amsterdam, Schubertiade Brescia, Teatro della Pergola in Florenz, Teatro Malibran in Venedig, Palazzo Sarracini in Sienna, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und Rheingau Festival in Deutschland sowie Kioi Hall in Tokyo.
Unter den Künstlern, mit denen das Modigliani Quartett bereits zusammen gearbeitet hat, sind Michel Dalberto, Henri Demarquette, Abdel Rahman El Bacha, Anne Gastinel, Gary Hoffman, Eric Le Sage, Jean Marc Luisada, Paul Meyer, Jean-Frédéric Neuburger und Michel Portal.
Die vier Musiker des Modigiliani Quartetts, Philippe Bernhard, Violine
Loïc Rio, Violine,
Laurent Marfaing, Viola,
François Kieffer, Cello, studierten in Paris am Conservatoire National Supérieur de Musique und vervollkommnte sich darüber hinaus beim Ysaye Quartett und Artemis Quartett sowie bei Walter Levin, György Kurtág und Volker Jacobsen.
Die erste CD des Quartetts erschien 2006 bei Nascor (Werke von Schumann, Wolf und Mendelssohn); 2008 folgten Haydn Quartette beim Label Mirare. Diese CD belegt eindrucksvoll die Musikalität und Reife des Modigliani Quartetts und gewann den wichtigen Grand Prix du Disque. Im Frühjahr 2010 erscheint eine CD mit Quartetten von Mendelssohn.
Nachbericht
Ein Streichquartett von überirdischem Können in klanglichen Perfektion, und so energiegeladen spielfreudig in seiner Gefühlsübertragung, ist eine Seltenheit. Die vier jungen französischen Musiker des Modigliani Quartett , 2003 zusammengekommen, bilden nicht umsonst eines der meistgefragten Streichquartette der jungen Generation, und offenbarten dem Publikum des "Freundeskreis für die Förderung junger Musiker " e.V. im vollbesetztem Barocksaal ihre höchsten Qualitäten.
Joseph Haydns Streichquartett G-Dur Op.77, Nr.1, spielten Philippe Bernhard, Violine, Loic Rio, Violine, Laurent Marfaing, Viola, und Francois Kieffer, Violoncello, in unumstößlichen Zusammenspiel, detailbesessener Klarheit und entschlossener Wachheit. Das Adagio machten sie mit Spannung und meditativer Feierlichkeit zu einem warm strömenden Stück, das folgende Menuett zu einem kecken, seine rhythmischen Akzente auslebenden Vorgänger des auftrumpfenden, finalen Presto. Raffinierte Spiele mit Tempo und Ausdruck im auftaktig auffordernden Hauptmotiv, ließen die Musik des Presto energievoll dahinwehen, mal durchsichtig im pianissimo, mal verdichtet im forte. So facettenreich wurde der letzte Satz herausgearbeitet, daß sein stürmisches Brausen, der Schwung seiner Melodien, und sein betontes Unisono-Spiel den ersten Applaus auslösten. In Schumanns Streichquartett A-Dur Op.41, Nr.3, trafen die vier Musiker alle Bereiche der hier sublimierten Emotionen. Eine aufwühlende Interpretation, der es in so berührender Weise gelang Idylle, Zweifel, Trost, Erwartung, Hoffnung, Enttäuschung, Ausbruch und Traum zu übertragen. Niemals lässt das Drängen des Rhythmus im Variationssatz Assai agitato nach, auch das fugato g-Moll ist spannungsvoll, ein weiches trostsuchendes Stück folgt, und ein vehementer, ernster Walzer geht einem elegischen Schluß voran. Ein Hymnus der weitverzweigte, verdichtete liedhafte dritte Satz, Adagio molto; Klangkraft und drängender Wille, elektrisch funkelnde Energie bestimmen den Spielrausch des Finale : Allegro molto e vivace.
Das Streichquartett op.10 in g-Moll gehört zu den stilbildenden Werken Debussys. Er gilt als Erfinder und Vollender des musikalischen Impressionismus und sah sich als ein Maler in Tönen und Klängen. Das Modigliani Quartett lies seine Klangfarben und seine ungewöhnlichen Rhythmen, die exotischen Klänge seiner Dissonanzen mit Feingefühl und Hingabe erklingen, den 2.Satz mit alle Stimmen tänzelnd durchwandernden Pizzicato-Spiel, den 3.Satz nachdenklich sanft gefärbt, den letzten erst ähnlich, dann erregter und ausbrechend im finalem Kulminationspunkt.
Nach solchem Konzert-Triumph ließ das Publikum dieses traumhafte Ensemble nicht ohne weiteres gehen : die vier sympathischen jungen Männer waren von so viel Begeisterung sichtlich erfreut, und sprachen das Tegernseer Publikum mit " the best audience " an. Erste Zugabe wurde ein hummelwildes Finale aus Ravels Streichquartett, zweite der magisch-lyrische "Sonnenaufgang"( 2. Satz ) aus Haydns vorangegangenem G-Dur Streichquartett.
Marcus Vitolo