Vorbericht
Der 1989 geborene Oboist Philippe Tondre begann in seinem siebten Lebensjahr mit dem Oboenspiel an der Musikschule seiner Geburtsstadt Mulhouse, Frankreich. Mit fünfzehn wurde er am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris angenommen, wo er das Studium der Fächer Oboe und Englischhorn bei David Walter und Frédéric Tardy aufnahm und in 2010 mit dem Masterdiplom abschloss. Im September 2011 gewann Philippe Tondre den 60. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München und wurde mit dem Publikumspreis sowie dem Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition ausgezeichnet.Im Dezember 2012, wird er in der ARTE Sendung "Stars von Morgen" mit Rolando Villazon auftreten und im Juni 2013 sein Debutkonzert in der Philharmonie in Berlin spielen, begleitet vom Deutschen Sinfonie Orchester.In Tegernsee wird Philippe Tondre am Klavier vom Pianisten Alexander Reitenbach begleitet, sie werden u.a. Werke von Schumann, Ravel, Poulenc, Saint-Saens und Dorati spielen.
Nachbericht
Zum Abschluss seiner Saison 2012 ist es dem „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ e. V. gelungen, eine brillante Besetzung für diesen Kammermusikabend, dem Publikum im Landkreis vorzustellen. Der Gewinner des 1.Preises des ARD-Wettbewerb 2011 im Fach Oboe, der 22jährige Philippe Tondre, zeigte was ein Oboist der Extraklasse ist, und sein herausragender Begleiter am Flügel, der Pianist Alexander Reitenbach, präsentierte sich als Meister seines Faches.
Kaum zu glauben, dass ihr Konzert im Barocksaal des Tegernseer Schlosses der erste gemeinsame Auftritt war, die beiden jungen, charmanten Musiker erfüllten die Anforderungen der Musik ihres abwechslungsreichen Programmes nicht nur mit ihrem phantastischen Können, sondern mit einfühlsamstem Zusammenspiel und lebensfroher Hingabe.
Die Drei Romanzen Op.94 von Robert Schumann sind kurze, aufeinanderfolgende Stücke, dessen flüssiges Tempo und liedhafter Charakter täuscht. Nur ausgefeilte Atemtechnik und höchste Aufmerksamkeit aufeinander konnten sie so wirken lassen wie Philippe Tondre und Alexander Reitenbach es vermochten : Fast wie improvisiert und rezitativartig die erste Romanze in a-moll, selig dahinströmend, dazwischen drängender, die zweite in A-Dur, und ernster, auffordernder, die langen Töne übermaß frei auskostend, die dritte mit ihrer sehnsüchtig gestalteten Mitte.
Alexander Reitenbach verwöhnte die Zuhörer auch als Solist. Aus Ravels Suite „Le tombeau de Couperin“, spielte er die Sätze Prélude und Forlane, und traf die zurückhaltende Heiterkeit der unaufhaltsamen Motorik, und die Anklänge von Jazz in Rhythmus und Klangformeln enthaltende Forlane, mit klarster, sanft perlender Anschlagstechnik auf ewig wogendem Fluss.
Beide Musiker holten aus Poulencs Sonate für Oboe und Klavier den Reichtum an Abwechslung in Farbe und Charakter kongenial ab, Sanftmut und Heftigkeit in der Elegie, die witzige Ironie der Musik, im beeindruckend galoppierenden Tempo des Klaviers und den aufgeregten Tonkaskaden der Oboe im Scherzo; die bedrückende Traurigkeit der verzweifelt rufenden Déploration.
Saint-Saens Sonate für Oboe und Klavier Op.166 begannen Philippe Tondre und Alexander Reitenbach mit dem anmutigen Klangblid des Andantino, seine frühlingshafte Erscheinung mit all seinen Blumen und frischen Gräsern ausbreitend, leiteten in die Aura des Wohlklanges der sonnig-friedlichen Atmosphäre des Allegretto, und rasten wild in Tempo und Biss im finalen , toccataähnlichen Molto Allegro, als die Winde eines aufkommenden Sturms.
Festlich erhaben auf raschen Akkordbrechungen des Pianos erklang die Oboe in Bachs Sonate g-Moll, friedlich und weich im Adagio und elegant beweglich im Schlußsatz. Zwei Intermezzi Nr.1.in a-Moll und Nr.2 in A-Dur von Brahms für Klavier solo, edel und tief interpretiert, unterstrichen die unglaubliche Feinfühligkeit Alexander Reichenbachs.
Ein opernhaftes Stück für beide Instrumente von Johann Kalliwoda, das „Morceau de salon“ in G-Dur Op. 228 brachte italienische Klänge an. Beide Musiker spielten diese aus mehreren Anläufen zum musikalischen Höhepunkt bestehende Bravour-Arie mit Enthusiasmus und Esprit, bis zum fliegenden Feuerwerksfinale, mit höchster Virtuosität und Eleganz. Zwei Zugaben aus Schumanns Fantasiestücken Op.73 erklangen als nobler Dank für den großartigen Applaus. Marcus Vitolo