Vorbericht
Eine letzte Gelegenheit die Deutsche Streicherphilharmonie unter ihrem bisherigen Dirigenten Michael Sanderling zu hören bietet die Reihe „Podium für junge Solisten“ am Sonntag den 7. Juli um 19.30 Uhr im Festsaal der Hanns Seidel Stiftung in Wildbad Kreuth. Dem „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ e.V. ist es gelungen dieses außergewöhnliche Orchester zum 40jährigen Jubiläum in das Tegernseer Tal einzuladen.
Die Deutsche Streicherphilharmonie ist das junge Spitzenensemble der Musikschulen und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Frauen und Senioren.
Die 11- bis 19-jährigen Musikerinnen und Musiker der Deutschen Streicherphilharmonie, vielen noch bekannt als Deutsches Musikschulorchester (DMO), gehören zu den Besten ihres Fachs. Bei aller individuellen Virtuosität potenziert sich die Musikbegeisterung der jungen Künstler in der philharmonischen Besetzung durch die gemeinschaftliche Hingabe an die Musik. Das Elite-Ensemble, das der Rundfunk bald mit Produktionen und Sendungen unter dem Namen Rundfunk-Musikschulorchester (RMO) unter seine Fittiche nahm, eroberte sich mit Erfolg deutsche und internationale Konzertbühnen. Viele ehemalige Mitglieder spielen heute in namhaften Orchestern, z.B. bei den Wiener Philharmonikern (Konzertmeister), den Münchner Philharmonikern und den Bamberger Symphonikern. Von 1995 bis 2002 war Hanns-Martin Schneidt künstlerischer Leiter des Ensembles. Auf ihn folgte 2003 Michael Sanderling, der 2013 nach zehnjähriger Tätigkeit den Dirigentenstab an Wolfgang Hentrich übergibt.
Michael Sanderling, geboren und ausgebildet in Berlin, wandte sich nach einer erfolgreichen Laufbahn als Cellist dem Dirigieren zu. Seinem Dirigierdebüt bei der Dresdner Philharmonie im Jahre 2005 folgte eine intensive künstlerische Zusammenarbeit, die zur Ernennung zum Chefdirigenten mit Beginn der Saison 2011/ 2012 führte. Von 2006 bis 2010 war MichaelSanderling Künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam, er hat mit bedeutenden Orchestern zusammengearbeitet, darunter dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Sinfonieorchester des BR, den Münchner Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Konzerthausorchester Berlin, dem RSO Stuttgart und dem Nederlands Philharmonisch Orkest .
Nachbericht
Eine Schar von jungen, freudestrahlenden Menschen steckte die Zuhörer im Festsaal der Hanns Seidel Stiftung in Wildbad Kreuth mit der Begeisterung ihres Musizierens elektrisierend an.
Auf ihrer Jubiläumstourneé zum eigenen 40jährigen Bestehen erreichte die Deutsche Streicherphilharmonie mit Michael Sanderling an ihrer Spitze unheimliche Höhen.
Mit aller Konzentration und eifriger Freude lies sie Mozarts Divertimento D-Dur KV 136 erklingen, im Allegro in heiterer, elektrisierender Selbstverständlichkeit, das durchdachte Andante mit allen Facetten betörenden Ausdrucks und das Presto von vibrierender, sich aufbäumender und eindringlicher Energie durchdrungen.
Das selten aufgeführte Doppelkonzert für Violine und Viola und Streichorchester in e-Moll, Op.88, von Max Bruch, mit den Solistinnen Anna Theresa Steckel, Violine, und Liisa Randalu, Viola, gestalteten die jungen Musiker unter Michael Sanderling mit spätromantischer Wehmut und Tiefe, in präzisem Zusammenspiel und genauestens geführter organischer Dynamik. Der Dialog von Violine und Viola zeigten die beiden Solistinnen mit allen seinen gesanglich innigen sowie reibungstärkeren , sich gegenseitig anfeuernden und stützenden Episoden. Berührend, wie die jüngsten unter den Musiker/innen manchmal mit angespannt offenen Augen bewundernd zu ihren selbstbewussten Stimmführern und zu den beiden Solistinnen schauten, während diese mit genüsslichem Lächeln und Entschlossenheit sich dem Fluss der Musik hingaben. Das fanfarenartig beginnende Finale, Allegro molto , steigerte sich zu mitreißender Spannung und abschließenden wohltönendem Ausbruch. Anna Theresa Steckel und Liisa Randalu wurden von Publikum und Orchester gefeiert und bedankten sich mit dem langsamen Satz aus einem Duo in G-Dur von Mozart.
„Zum Jubiläum“, von Georg Alexander Albrecht für die Deutsche Streicherphilharmonie zu eben diesem Anlass komponiert, schafft eine Brücke zwischen Tonalität und Atonalität, es beginnt wie ein durch ein großes Holzhaus brausender Wind, hoch und tief pfeifend und surrend, bündelt sich zu tonalen, harmonischen schwingenden und beherzt tönenden Episoden um dann wieder mit tief knurrenden Kontrabässen, ausgelassenem Spiel und einem gemeinsamen Glissando, einem Aufstampfen alle Musiker und dem Ausruf „Deutsche Streicher-philhar-monie!“ allmählich auseinander zu fallen.
Dvoraks Serenade für Streichorchester E-Dur Op.22 wurde von seiner Grundstimmung her ein kongeniales Stück zur positiv-freudigen Ausstrahlung dieses Ensembles, eine Woge von Hingabe, gemeinsamem Atmen in der Musik und erstaunlichem Können durchströmte alle fünf Sätze, von erlesener Zartheit das Larghetto, stolz bewegt das abschließende Allegro vivace .
Die Begeisterungsstürme für die Deutsche Streicherphilharmonie und ihrem Dirigenten Michael Sanderling ließen nicht nach und brachten zwei Zugabestücke, von packender Rhythmik das eine, von wogender Sehnsucht geprägt das andere : ein Satz aus „Palladio“, Concerto Grosso von Karl Jenkins, und das Thema der „Nimrod“Variationen von Edvard Elgar.
Marcus Vitolo