Vorbericht
Mit Anna-Theresa Sehmer können wir eine junge Musikerin aus dem Tegernseer Tal vorstellen. Die in Tegernsee geborene junge Violinistin hatte ersten Geigenunterricht mit vier Jahren. Bald wechselte sie an die Sing-und Musikschule München, lernte u.a.bei Stefanie Regenfus, und erhielt wertvolle Impulse u.a.von Julia Fischer. An der Hochschule für Musik Nürnberg studierte sie bei Lydia Dubrovskaja und erhielt im Juli 2012 ihr Diplom.Sie konzertiert als Solistin mit regionalen Orchestern, ist Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters und studiert zur Zeit im Masterstudiengang. Sie ist mehrfache Preisträgerin, u.a. von Jugend musiziert und des Kammermusikwettbewerbs des Mozartverein 1829 Nürnberg e.V., sowie Teilnehmerin verschiedener Meisterkurse u.a. mit Igor Ozim und Rainer Kussmaul.
Ellen Seidel, in München geboren, bekam 1992 ihren ersten Klavierunterricht. Ab 2002 ist sie Schülerin von Simon Gourari. Konzerte in Deutschland, Tschechien, Österreich, Frankreich und Russland. Auftritte in verschiedenen Festivals und als Solistin u.a. mit dem Georgischen Kammerorchester, der Camerata Nova München, Petrof Camerata Brno. Ab 2006 Studium bei Prof. Wolfgang Manz an der Hochschule für Musik in Nürnberg, wo sie 2011 ihr Künstlerisches und Pädagogisches Diplom erhielt und 2013 den Solisten-Master. Sie ist Preisträgerin von „Jugend Musiziert“, des „Kammermusikwettbewerbs des „Mozartverein 1829 Nürnberg e.V.“ (zusammen mit Anna-Theresa Sehmer) und Gewinnerin des internationalen Klavierwettbewerbs „Münchner Klavierpodiums der Jugend“ 2007 bei dem sie auch zahlreiche Sonderpreise erhielt.
Anna-Theresa Sehmer und Ellen Seidel verbindet seit einiger Zeit ein festes Duo, daneben spielen sie mit der Cellistin Caroline Busser im "Werefkin Klaviertrio".
Nachbericht
Die Violinistin Anna-Theresa Sehmer aus Tegernsee und die Münchner Pianistin Ellen Seidel bereiteten dem Publikum des ausverkauften Barocksaals in Tegernsee kammermusikalische Freuden. Vom „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“e.V. zum letzten Konzert der Saison 2013 der Reihe“Podium für junge Solisten“eingeladen, spielten die beiden jungen Musikerinnen ein beachtliches Programm, das die Zuhörer durch mehrere Epochen führte.
Bachs Sonate für Violine und Cembalo Nr.1, BWV 1014, die erste Violinsonate der Musikgeschichte in der das Tasteninstrument sich aus der Rolle der akkordischen Begleitung im Basso continuo löste und der Violine als gleichberechtigter Partner gegenübertrat, gestalteten sie angenehm ausgewogen in Klanggebung und Gestaltung. Ernst und den Toncharakter manches Kantatenanfangs wiedergebend nahmen sie das Adagio, frei und fließend das Fugen-Allegro, in kantabler, ruhig geführter Schönheit das Andante, und gaben sich der vorantreibender Energie des finalen Allegro hin.
Energischer Impetus prägte ihre Interpretation im ersten Satz Beethovens Sonate für Violine und Klavier Op.12, Nr.1, Tonschönheit und melodiöser Ausdruck den Variationssatz, besonders hervorgehoben den trotzigen Charakter der moll-Variation. Zu noch feinerer Differenzierung fanden sie im Andante con moto, und formten im ganzen Stück eindrucksvoll den Dialog zwischen Klavier und Violine, welcher in diesem Werk von eigenwilligen Modulationen, Synkopen und Rhythmen geprägt ist, und sich von vorangegangenen , eher als Unterhaltungsmusik konzipierten Violinsonaten – zum Schrecken Beethovens Zeitgenossen - hervorhebt.
Der geniale, junge, ungarische Geiger Joseph Joachim war Schumanns Inspirator zur Entstehung mehrerer Werke, auch der Violinsonate a-Moll Op.105, Nr. 1. Anna Theresa Sehmer und Ellen Seidel gelang es hier in besonderer Weise auf den Flügeln des Musizierens in Hingabe, Ausdruck und Einsatz zu schweben; den impulsiven Beginn unter Hochdruck, in poetischer Sanftheit das Allegretto und in wogender Motorik den letzten Satz.
Zum Abschluss ihres Programms nahmen sich die beiden jungen Musikerinnen einen Meilenstein der Werke für Violine und Klavier vor : die Sonate A-Dur von César Franck, keinem Geringeren als Eugène Ysaie gewidmet, der sie 1886 in Brüssel uraufführte und ihr in seinen Konzertprogrammen als der bedeutendsten französischen Violinsonate des Fin de siècle Anerkennung brachte.
Mutig und voller Tatendrang widmeten sich Anna-Theresa Sehmer und Ellen Seidel diesem hochromantischen Wesen, und stiegen in die Idee des Motto-Themas, das sich zyklisch aber feingliedrig querverweisend durch alle Sätze zieht, begierig ein. Intensiv und gehaltvoll im ersten Satz, leidenschaftlich deutlicher im Allegro, volltönig versunken im Recitativo, die anschließende Fantasia schwebend und das Allegretto hell und strahlend gestaltet, genossen sie den großen Applaus und bedankten sich mit Joseph Suks melancholischem Duostück „Un poco triste“.
Marcus Vitolo