Der Ausklang der Saison 2015 des „Podium für junge Solisten“ wurde zu einen Kammermusikabend des außergewöhnlich sensiblen, poetischen Wohlklangs. Drei Mitglieder des „Acelga“ Quintetts, Hanna Mangold, Flöte, Amanda Kleinbart, Horn, Sebastian Poyault , Oboe und der Pianist Gerhard Vielhaber brachten mit souveränem Können die Klangbilder der innigen, nachdenklichen, Frohsinn und Melancholie zeichnenden romantischen Musik des „fin de siecle“ dar. Adolphe Blancs Romanze op 43b für Horn und Klavier war da ideales Einstimmungswerk : als gesanglich getragenen Arioso nahmen die Blasinstrumente das melodiöse Thema auf, das Klavier als grundierendes und antreibendes Element ergänzte vortrefflich die inspirierte Expressivität dieses Kleinods. Das Genre der kleinen Werke Schumanns späterer Jahre löste eine ganze Reihe Stücke dieser Art in allerlei Besetzungen bei anderen Komponisten aus. Schumanns Adagio und Allegro Op.70 in As-Dur, als eines der ersten Stücke für modernes F-Horn im Februar 1849 damals gleichzeitig mit dem berühmten Konzertstück für 4 Hörner und Orchester entstanden, spielten Amanda Kleinbart und Gerhard Vielhaber mit gekonntem Gefühlsaufschwung, leuchteten die versonnene Momente golden aus, verströmten wohltuende Ruhe und jagten den Puls mit enthusiastischem Drängen an. Als einziger unter den Komponisten der Romantik, den „großen“die gar keine schrieben und den sogenannten „Kleinmeister“die welche komponierten, schuf Carl Reinecke als wichtigster Vertreter der Leipziger Schule nach Schumann und Mendelssohn eine Flötensonate die sich von derer der Zeitgenossen in melodischem Gespür und harmonischer Eleganz deutlich absetzte. Die „Undine“-Sonate wurde mit Hanna Mangold an der Flöte und Gerhard Vielhaber am Flügel zum Herzstück des Kammermusikabends. In leuchtenden Farben ließen sie mit weicher Tonzeichnung die Nixe Udine, ihren Wunsch nach einer menschlichen Seele und ihr Element, das Wasser, erklingen; begriffen das Programm des Märchens von de la Motte-Fouqués von 1811 treffend als poetischen Gehalt. In zackig punktiertem Rhythmus zeigten sie den Auftritt des Ritter Huldbrand auf, die Begegnung der Liebenden mit geheimnisvoller Ruhe, die innige Zuneigung des Paares mit parallel laufender gesanglicher Zartheit. Trennung und Abschied zeichneten sie nicht harmlos-gefällig sondern mit funkelnder Bravour und gefühlvollstem Ausdruck nach : lockend, schmeichelnd und schimpfend flackerte kurz der Streit auf, mit unendlicher Sehnsucht gestalteten sie die Abschieds-Melodie, die Rückkehr Undines ins Wasser, und Reineckes Reminiszenz an die vergangene Liebe mit sanftem, rührend-elegischem Schimmer.
Drei Lieder Schumanns in Bearbeitung für Oboe und Klavier brachten nochmal ein neues Bild des lyrischen „Ich“ der Romantik, Sebastian Poyault und gerhard Vieklhaber stürzten sich in die Farben des Gesangs, der Oboist füllte die Klanglinien des nicht erklingenden Textes mit seiner Spannung- und Ausdrucksfeinheit, seiner ergreifender Phrasierung und seinem hinreißendem Schwung.
Der Wiener Flötenvirtuose Albert Franz Doppler erklomm die Hänge des schweizer Bergmassiv Rigi über dem Vierwaldstätter See und übertrug die Faszination der malerischen Lage in sein Trio „Souvenir de Rigi“ für Flöte, Horn und Klavier, op. 38. Mangold, Kleinbart und Vielhaber formten den pittoresken Dialog zwischen einem Flöte spielenden Hirten und einem Alphornbläser auf der Höhe des Rigi effektvoll nach, sanft wiegend voran das Klavier, zwitschernd und mal zart trällernd mal virtuos die Flöte, weit ausholend das Horn, gemeinsam das heile-Welt Bild vollendet nachzeichnend. Reineckes Trio a-moll op 188 für Oboe , Horn und Klavier rundete das Konzertprogramm romantischer Bläserkammermusik ab. Poyault, Kleinbart und der unermüdliche Vielhaber erfüllten die neuen poetischen Inspirationen Reineckes mit Lebendigkeit und Feinheit,
reizvoll den 1.Satz mit seinem Signalartigen Motiv, erzeugten spontanen Applaus im 2.Satz durch ihr spritziges und freudig-spaßiges Spiel, beleuchteten mit konzentriertem Ernst die kontrastierende Stimmung des Adagio, und humorvoll bewegt das Finale. Die vier so einfühlsam und den Wohlklang treffenden jungen Musiker bedankten sich für die Begeisterung des Publikums mit einem beschwingten, von Leichtigkeit getragenen kurzen selbst bearbeiteten Stück.
Marcus Vitolo
Marcus Vitolo