Ein virtuos spielendes Trio von vollendeter Klangkraft und vitalem Musiziergestus erfreute das Publikum des Tegernseer Barocksaals zum Kammermusikabend des „Podium für junge Solisten“. Vita Kan, Klavier, Marina Grauman, Violine, und Marius Urba, Violoncello, gründeten erst 2016 ihr Trio Marvin. Schon 2017 gewannen sie zusammen den 1. Preis des „Felix MendelssohnHochschulwettbewerb“ in Berlin . Des weiteren gewann das Trio 2018 den Internationalen Wettbewerb „Franz Schubert und die Moderne“(2. Preis bei Nichtvergabe des 1.)
In Tegernsee eröffneten die jungen Musiker den Abend mit einer märchenhaften, quirligen Interpretation Mozarts B-Dur Trios KV 502. Sanfter Traum wurde der 2. Satz Larghetto, gesanglich geführt, klar und entschlossen der letzte Satz Allegretto.
Das 1945 entstandene Trio a-moll Op. 24 des polnisch/russischen Komponisten Mieczyslav Weinberg (1919-1996) erklang mit beeindruckender Wirkung in Klangstärke und Intensität. Vom ersten, vehement wiederholten A-Dur Aufschrei im Präludium und Arie an, konnte man aus diesen Stück das Schicksal des Musikers heraushören, seine Seelenqualen, sein Schmerz und seine Kraft und Zuversicht durchdrangen schneidend, mit enormer Klangkraft den Raum. Motorisch stark antreibend begann die Toccata , möglicherweise den deutschen Überfall auf Polen 1939 nachzeichnend. Die drohenden Gefahr könnte die vorangegangene düstere, auf wehendem Klavierklang ertönende Pizzicato-Episode sein. Das von tröstenden , choralartigen Akkordfolgen geteilte Poem , 4.Satz des Klaviertrios, ertönte als schrill und verzweifelte Schmerzensklage. Eindringlich, temperamentvoll und intensiv kam das Finale zu Gehör mit einem wehmütig verschwindendem Ausklang .Von der Ermordung der ganzen Familie im Lager Trawniki bei Lublin erfuhr Weinberg erst Jahrzehnte später. Er war mit den großen Musikern der Sowjetzeit, u.a. Oistrach und Rostropovitsch befreundet und errang einige Erfolge der schwierigen Sowjetzeit.
Noch moderner erklang das Klaviertrio Nr. 2 von Thorsten Encke (*1966), dessen Tongestaltung auf die Suche nach neuen akustischen Effekten und Klängen zielt. Von Aufregung in allen Facetten , raschen Tonfolgen , sanftes Aufwühlen am Klavier, wilde Beschleunigungen, totalem Ausbruch und anschließendem Hall bis zum finalen Glissando war alles geboten.
Brahms ausdrucksstarkes Klaviertrio c-moll op.101 gestaltete das Trio Marvin mit sicherer Hand und entschlossener Klangfülle. Die hervorragenden Musiker kosteten den in der dichten Textur des Stückes verwobenen leicht unerbittlichen Charakter des Stückes aus, zeichneten den gespenstischen 2. Satz Presto non assai getroffen schattenhaft und davonhuschend nach, holdselig süß den 3.Andante grazioso mit dem eintrübenden moll-Intermezzo, und das temperamentvolle Finale Allegro molto mit seinem ungarischen Anklang ausgelassen vital. Ein Abend von ungeheurer Virtuosität und musikalischer Leidenschaft.