Julian Steckel, Cello ARD 1.Preisträger 2010, Lauma Skride, Klavier

CELLO, KLAVIER ARD PREISTRäGER

Beethoven, Schubert, de Falla, Schostakowitsch

Barocksaal Tegernsee

06.08.2011, 19.30 Uhr

Vorbericht

1982 geboren, begann Julian Steckel im Alter von fünf Jahren mit dem Cellospiel und zählt heute zu den gefragtesten und vielseitigsten Musikern seiner Generation. Nach langen Jahren bei Ulrich Voss studierte Julian Steckel bei Gustav Rivinius in Saarbrücken, Boris Pergamenschikow in Berlin und Heinrich Schiff in Wien. Zurzeit vervollständigt er sein Studium bei Antje Weithaas in Berlin. Nach zahlreichen früheren Wettbewerbserfolgen (Deutscher Musikwettbewerb, Lutoslawski, Casals, Rostropowitsch, Feuermann Competitions) gewann er 2010 beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München den 1. Preis, den Publikumspreis, den Preis des Münchener Kammerorchesters und den Oehms- Classics Sonderpreis. 2007 erhielt er den Borletti-Buitoni-Trust Fellowship Award in London. Als Solist konzertierte er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Rundfunksinfonieorchestern Berlin, Stuttgart, Saarbrücken, Kopenhagen und Warschau, dem Orchestre de Paris, der Kremerata Baltica, dem Franz-Liszt Kammerorchester Budapest und den Züricher und Stuttgarter Kammerorchestern unter Dirigenten wie Sir Roger Norrington, Christopher Hogwood, Heinrich Schiff, Andrey Boreyko, Yuri Simonov, Christian Arming, Michael Sanderling, Yoel Levi und John Storgards. Seine besondere Leidenschaft gilt der Kammermusik. Gemeinsam trat er mit so renommierten Musikern wie Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas, Isabelle Faust, Sarah Chang, Yuri Bashmet, Gustav Rivinius, Alexander Lonquich, dem Quatuor Ebène, dem Vogler Quartett, dem Guarneri Quartett und dem Talich Quartett auf und wurde von zahlreichen internationalen Festivals eingeladen, darunter vom Festival „Spannungen“ in Heimbach, den Festivals in Luzern, Ludwigsburg, Bonn, Schwetzingen, Zermatt, Mondsee, Cambrai und Menton. Weitere Auftritte als Solist und Kammermusiker führten ihn in die Berliner Philharmonie, das Konzerthaus Berlin, den Herkulessaal und die Philharmonie am Gasteig in München, die Laeiszhalle in Hamburg, den Salle Pleyel und das Théâtre du Châtelet in Paris, die Tonhalle Zürich, das KKL Luzern und das Seoul Arts Center. Lauma Skrideist 1982 in Riga, Lettland, geboren. Sie stammt aus einer sehr musikalischen Familie : Ihr Vater ist Chordirigent, ihre Mutter spielt Klavier. Ihre ein Jahr ältere Schwester Baiba Skride ist eine berühmte Geigerin, ihre drei Jahre ältere Schwester Linda spielt Bratsche. Mit fünf Jahren bekam Lauma ersten Klavierunterricht. Nach dem Studium an der Musikhochschule Emil Darzins in Riga studierte sie bei Prof. Volker Banfield an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Einem breiten Publikum wurde sie bekannt durch Auftritte als Duo mit ihrer Schwester Baiba, mit der sie auch im März 2007 ein Album mit Werken von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und Maurice Ravel veröffentlicht hat. Bereits im Januar 2007 erschien ihr Solo-Debütalbum mit Einspielungen von Fanny Mendelssohn-Hensel. Seitdem etabliert sie sich zunehmend auch als Solistin. So debütierte sie 2009 unter anderem beim hr-Sinfonieorchester und ist bei Orchestern wie den Hamburger Symphonikern oder Nürnberger Philharmonikern zu Gast

Nachbericht

Ein Solocellist der Spitzenklasse und eine ebenbürtige Pianistin bereiteten dem Publikum im Tegernseer Barocksaal eine Sternstunde der Kammermusik. Julian Steckel und Lauma Skride spielten für die Reihe „Podium für junge Solisten“ ein ausgesuchtes Programm tiefgründiger Werke. Ernste Konzentration und tiefste Versunkenheit bei Julian Steckel, der ganze Mensch im Dienste des Cellospiels, Lauma Skride ganz auf ihren Duopartner und die Musik bezogen, das Publikum ausgeblendet, so fingen die beiden jungen Musiker mit Beethovens 12 Variationen F-Dur über Mozarts „Ein Mädchen oder Weibchen“-Thema aus der „Zauberflöte“ an. Sie beleuchteten die anfänglich heitere, joviale, noch mehr mit dem Original verbundene Stimmung, dann die tieferen Emotionen der charakterlich ernsteren Variationen immer mehr beethovenscher, ernsterer Prägung, bis zum wieder frohlockenden Ausklang. Warmer Celloton von auffallend runder, voller Klangfarbe, und kongeniale Pianobegleitung erzeugten ein perfektes Zusammenspiel. Die Sonate für Arpeggione und Klavier A-Moll D 821 von Franz Schubert ist ein Unikum der Kammermusik. Eigentlich für einen nicht durchsetzungsfähigen instrumentalen Sonderling aus Cello und Gitarre komponiert, schritt ihre Aufführung dann mit Cello oder Viola fort. Julian Steckel und Lauma Skride gelang es meisterlich die gütig- freundliche Atmosphäre des Werkes zu übertragen, sie nahmen entspannt das eingängige Hauptthema auf und erfreuten sich an den verspielt-virtuosen Episoden. Wie im Spannungsbogen eines traumhaften Sonnenaufgangs versanken sie in die kantable Melodik des Adagio, um dann im bewegteren, doch immer in seiner Sanftheit berührenden Allegretto wieder Schwung aufzunehmen. Nochmals eine Besonderheit stellen die „Siete canciones populares“ von Manuel de Falla dar. Die 7 Spanischen Volkslieder entstanden 1915, nach siebenjährigem Parisaufenthalt, bei Ausbruch des 1.Weltkrieges. Julian Steckel und Lauma Skride tauchten in diese hier für Cello und Klavier bearbeitete musikalische Landkarte Spaniens ein, und ließen ihre vielen Facetten erklingen. Von den Tänzen der Mittelmeer-Murcia-Region im Süd-Osten mit ihrem sonorem und rasantem Rhythmus, über das traurig-gespenstische Lied aus der nord- westlichen Asturias . Aragon ist von dem Jota, einem rasantem, temperamentvolle werbendem Tanz repräsentiert, die Nana erklang als traditionelles Schlaflied mit ruhig pulsierender Begleitung und leisem Celloton; tänzelnd und fröhlich dagegen Cancion als in ganz Spanien bekannte Melodie, und tonvoll leidenschaftlich Polo aus dem südlichen Andalusien, mit Reminiszenzen der Flamenco-Musik andalusischer Roma. Jeder der in den kurzen Stücken konzentrierter Stimmung erfreuten sich die beiden Musiker, fingen sie auf und gaben sie genussvoll detailgenau und emotionsgetreu wieder. In Schostakowitschs Sonate für Cello und Klavier Op.40 konnten Julian Steckel und Lauma Skride alle Facetten ihres enormen Könnens zeigen, Sanftheit und Intensität, Vehemenz und Betörung, Virtuosität und melodische Gestaltung, Nachdenklichkeit und Klage, alles kam aus ihrer grandiosen Interpretation dieses 1934 entstandenen moderneren Werkes heraus. Eine magisch gespannte „Vokalise“ von Rachmaninoff wurde ihre dankbare Antwort auf den brausenden Applaus des begeisterten Publikums. Marcus Vitolo

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