Zilcher Klavierquintett

ZILCHER KLAVIERQUINTETT

Brahms, Zilcher

Barocksaal Tegernsee

21.04.2012, 19.30 Uhr

Vorbericht

Das Zilcher Quintett Das vor kurzer Zeit gegründete Ensemble vereint fünf besondere Künstler. Die ukrainische Pianistin Milana Chernyavska, Klavier, hat schon eine weltumspannende Karriere aufgebaut und sich als eine der hervorragendsten Pianistinnen unserer Zeit etabliert. Sie musiziert regelmäßig mit den bemerkenswertesten Instrumentalisten ihrer Generation zusammen und bringt immer wieder junge Musiker in verschiedenen Ensembles zusammen.Kein Geringerer als Alfred Brendel urteilte über sie mit den Worten „Um das Glück des Ganzen handelt es sich, wenn man Milana Chernyavska lauscht“. Rupert Buchner, Cello, in München geboren und aufgewachsen, war schon immer an der Kammermusik besonders interessiert, und konnte auf diesem Gebiet, im Studium bei Musikern wie Menahem Pressler (Beaux Arts Trio), Rotislaw Dubinsky (Borodin Quartett) oder den Mitgliedern des Julliard Quartetts, tiefe Eindrücke sammeln. Alexander Moshnenko (Viola), im ukrainischen Kiew geboren, gewann schon während seiner Ausbildung höchste Preise bei nationalen Wettbewerben. Als Mitglied verschiedener Kammermusikensembles gab er Konzerte in Italien, der Schweiz, Japan, Deutschland, Frankreich, Belgien und Polen und machte zahlreiche Rundfunk und TV-Aufnahmen. Die im Juni 2007 mit dem 3. Preis beim Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau und gleich im Anschluss beim Sarasate-Violinwettbewerb mit dem 1. Preis gekrönte Geigerin Yuki Manuela Janke wurde 1986 in München geboren. Sie konzertiert regelmäßig mit führenden Orchestern, u.a. dem Berliner Rundfunkorchester, National Philharmonic Orchestra of Russia, und Academy of St. Martin in the Fields . Marina Chiche wurde 1981 in Marseille geboren, erhielt mehrere Auszeichnungen, u.a. den ersten Preis des Menuhin Academy Wettbewerbs in Gstaad im Jahr 2000. 2003 wurde sie für die „Révélation Classique 2003“ von ADAMI nominiert und 2005 war sie Finalistin des „New Talent" Wettbewerbs in Bratislava. Marina Chiche hat mit mehreren Orchester gespielt, u.a. Orchestre de Paris, Orchestre Philharmonique de Marseille, ist aber auch eine leidenschaftliche Kammermusikerin, wobei sie Gelegenheit hatte, mit Künstlern verschiedener Generationen zu spielen. MV

Nachbericht

Das „Zilcher Quintett“, ein jüngst gegründetes Ensemble, spielte für die Reihe “Podium für junge Solisten“ im Barocksaal des Tegernseer Schlosses. Milana Chernyavska, Klavier, Yuki Manuela Yanke, Violine, Marina Chice, Violine, Alexander Moshnenko, Viola, und Rupert Buchner, Violoncello, haben sich circa seit einem Jahr zu einer Kammermusikformation zusammengefunden. In ihrem Programm für das Konzert in Tegernsee, eingeladen vom „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ e. V. , haben sich die fünf schon preisgekrönten und konzerterfahrenen Musiker zwei musikalische Monumente der Klavierquintettliteratur vorgenommen : Das Quintett cis-moll Op.42 von Hermann Zilcher, und das Quintett f-Moll Op.34 von Johannes Brahms. Zilchers Werk entstand 1918, nach dem ersten Weltkrieg, und widerspiegelt diese Zeit als dessen beklemmendes Stimmungsbild. Die fünf Musiker unterstrichen intensiv und bewegend die von Zilcher in Musik gefassten Erkenntnisse der Erschütterung der Epoche, im ersten Satz „Leidenschaftlich bewegt“ mit dunkler Färbung das singende Thema der Violine mit Yuki Manuela Janke, die helleren Momente idyllisch als Sehnsucht nach Frieden. Der zweite Satz “Langsam bewegt,ausdrucksvoll“ brachte noch mehr Dichte und gelang den Künstlern als ein klingender Rückblick des Überlebenden auf die kriegszerstörten Felder des Grauens, voller Qual und Angst, aufwühlend die Streicher geisterhaft wispernd zum ostinato-Trauermarsch des Piano, ergreifend gestaltet das Ausklingen nach dem pulsierend gelungenem Spannungshoch. Im letzten Satz „ Frei im Zeitmaß, fließend, sehr bewegt“ lies das „Zilcher Quintett“ das Leben um ihres eigenen Willen kämpfen : Aufregend in die Erregung der Musik eintauchend, mit hoher Klangkultur alle Instrumente zu Wort kommen lassend, und in Befriedung Bachs Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“ als inständig tröstender Abschluss nachdenklich vollenden. Das Klavierquintett von Brahms zeichnete das Ensemble großartig nach, und erfüllte den Reichtum an Ausdrucksintensität dieses Werkes. Leidenschaftlich perlend und antreibend vom Pianismus Milana Chernyavskas angestachelt und zusammengehalten fanden die fünf Musiker beim Wiedereintritt des 1. Themas im ersten Satz Allegro non troppo dann zu kongenialer Spannung, und schlossen ihn markant, in treffend- finsterer moll-Stimmung, ab. Satz zwei, Andante un poco adagio, es offenbarten sich der volltönig lebendige Celloklang Rupert Buchners, und der warm singende Violaklang Alexander Moshnenkos, wurde zur entspannteren, sinnierenden Oase, während das Scherzo vom „Zilcher Quintett“ als voller Esprit, nun von Marina Chiche als 1. Violine klangvoll geführt, als bejahend vibrierend auftretende Musik gestaltet wurde, die intimere Gesanglichkeit des Trio mit feinsinnigem Ton herausgearbeitet, das beschleunigende Kopf-Thema voller Stoßkraft und Jagdrausch. Das Finale, nach geheimnisvoller, pulsierender Einleitung, erklang in packender Vitalität voller Kraft und Temperament, Witz und glühender Sonorität , alle Energie und Finsternis aus Brahmsscher Seele herausholend. Zwei Zugaben eines ukrainischen Komponisten , „Melodie“ und „Spanischer Tanz“ zeigten welch breites Spektrum diese Kammermusikformation beherrscht, und voller Feuer und Schwung auf höchstem Niveau spielt. Marcus Vitolo

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